Freitag, 17. Oktober 2008

Erneut nach Santiago

Mit San Pedro de Atacama hatten wir unseren nördlichsten Punkt in Chile erreicht. Nach unserem Start vom Schwimmbad in der Wüste Pozo 3 sind wir zwar den gleichen Weg auf der Ruta 5 ,der Panamericana gefahren, haben aber viele andere Eindrücke gehabt.
Wenn bei unserer Hinfahrt lange Strecken durch karge Wüstenlandschaften führten, wurden wir jetzt durch eine blühende Wüste überrascht. Ganze Blumenteppiche waren entstanden und zauberten ein total anderes Bild.
Unsere Fahrt führte uns vorbei an vielen Observatorien. Darunter waren große Anlagen wie La Silla ( Europa ) oder El Tololo( Chile,USA ) El Paranal und La Campanal . Noch giganterische Pläne der Europäer, ein Observatorium namens OWL mit einem Parabolspiegel von 100 m Durchmesser zu bauen, sind mangels Geld inzwischen auf auch noch große 42 m gestutzt worden. Beeindruckend für uns war jedoch der Besuch eines Observatoriums in Vicuna, welches für die Bevölkerung eingerichtet ist. Hier im Observatorio Mamalluca kann man Planeten und Sterne selbst beobachten. Wir hatten das Glück einer Einzelführung und haben die Planeten Merkur, Venus,Mars und Jupiter sowie einige Sternhaufen und Nebel in der Galaxis beobachten können. Nach einer 2 stündigen Führung machten wir uns zu Fuß auf den Rückweg. In der stockdunklen Nacht hätten wir unser Paulchen niemals wiedergefunden, wenn wir nicht vorausschauend eine Taschenlampe mitgenommen hätten.
Im Valle del Elqui, bekannt durch intensiven Weinbau und Piscoherstellung hatten wir das Glück eine Veranstaltung zu Ehren der heiligen Maria zu sehen. Es wurde musiziert, gesungen und in Trachten traditionelle Tänze ( Queca ) aufgeführt.
Außerdem haben wir uns der Pflege unseres Paulchens gewidmet, da wir schön an einem Fluss namens Rio Claro standen und Wasser genug hatten. Paulchen war ziemlich durch kilometerlage Staubstrassen und Schlamm aufgrund der Anfangs heftigen Regenfälle verdreckt. In den Radkästen hatte sich der zum Teil salzhaltige Schlamm zentimeterdick abgesetzt. Im Putzrausch wurde Paulchen dann auch von innen gereinigt, und auch die Teppiche wurden im Fluss gewaschen.
Super beeindruckend war dann für uns der Besuch des lebendigen Fischerortes Guanaqueros. Hier ist es noch möglich direkt im Hafen von den Fischern Fisch zu kaufen. Wir haben hier unsere ersten Krebse zunächst probiert und dann zwei von ihnen gegessen. Der Fang einer Nacht, hier sind es insbesondere riesengroße Tintenfische, werden in Schwerstarbeit per Hand in LKWs verladen und dann zu den Märkten gefahren. Aber nicht nur der Fischfang sondern auch andere Sachen waren hier zu beobachten. Es gab eine kleine Werft, die noch teilweise nach herkömmlichen Methoden gearbeitet hat. Die Planken wurden in Blechgehäusen erwärmt und somit getrocknet und später dann gebogen. Die Planken selbst wurden mit der Kettensäge aus Holz geschnitten, nachdem sie vorher so ca.mit dem Bleistift markiert wurden. Wenn ein Boot beplankt war wurde es mit getränktem Tauwerk abgedichtet und wenn es dann im Wasser war durch die sich dann ausdehnenden Planken absolut dicht.
In Los Vilos , in der Nähe des Fischerortes, haben wir ein chilenisches Rodeo gesehen. Hierbei werden Bullen mit zwei Pferden mit Gauchos durch eine Arena getrieben. Es müssen diverse Aufgaben erfüllt werden z.B. Richtungswechsel mit dem Bullen oder stoppen des Tieres an einer Rampe wobei hierfür Punkte vergeben werden. Geschicklichkeit und gute Dressur der Pferde haben anders als bei der amerikanischen Variante hohen Stellenwert. Wichtig ist außerdem die schonende Behandlung des Tieres. Die Besucher gestalten das Rodeo als Familienfest mit Grill und Getränken und haben Spaß ohne Ende.
Neu besucht haben wir dann Valparaiso, die Stadt in der sich der Kongress Chiles befindet. Die Stadt selbst mit den 16 Schrägaufzügen und der typischen Blecharchitektur wurde erst 2003 Weltkulturerbe. Dies ist auch unbedingt erforderlich, da sich die Bausubstanz in einem schlechten Zustand befindet und ohne materielle Hilfe ansonsten der komplette Verfall zu befürchten wäre. Die Stadt als bekannte Hafenstadt hat Hochs und Tiefs erlebt, sowie ein verheerendes Erdbeben. Mit der Verschiffung des Salpeters ging es der Stadt erst gut, nach dem Bau des Panamakanals war der Hafen plötzlich bedeutungslos und er erholt sich jetzt erst durch den bestehenden Containerboom. Im Garten des Kongressgebäudes haben wir zwei Araucarien fotografiert, die die Kinder des Colegio Penihuen dort vor 10 Jahren gepflanzt hatten.
In Santiago sind wir von Allen wiederum herzlich empfangen worden und Paulchen konnte in der Anlage, in der Pattys Sohn Enrique wohnt, bewacht geparkt werden. Am 11.10.2008 fand dann im Colegio ein großes Treffen statt. Patty, die Leiterin, hatte Ehemalige , Freunde und Eltern mit Kindern, die jetzt im Colegio sind, eingeladen. Zunächst wurde ein Kreis gebildet und die Anwesenden berichteten über ihre Erfahrungen mit dem Kindergarten sowie dem Colegio. Häufig wurde gesagt, dass nach einem Wechsel vom Colegio Penihuen zu anderen Einrichtungen festgestellt wurde, dass sich die Jugendlichen kritischer und toleranter verhielten. Zur Erinnerung : Kinder von 2-5 Jahren sind im Kindergarten, von 6 -9 Jahren im Colegio. Ergebnis des Gedankenaustausches war, das im Colegio seit Jahren unverändert andere Werte vermittelt werden als in anderen Einrichtungen. Die Erziehung zum Frieden, mit Respekt und Toleranz stehen im Vordergrund. Der Kontakt mit der Natur ( eigener Garten mit Tieren ) und die Kultur Chiles spielen eine bedeutende Rolle. Von Deutschland wird das Projekt seit langen Jahren unverändert unterstützt. Der bestehende gemeinnützige Verein arbeitet komplett ehrenamtlich, die eingehenden Beträge werden zu 99 % direkt überwiesen. Wer das Projekt unterstützen möchte, kann dies mit einer Überweisung auf das Konto bei der SEB Bankleitzahl 30010011 Nummer 1000085100 machen. Es wird versichert, dass das Geld gut verwendet wird. Wir werden in unsere Webseite wahrscheinlich einen Link auf ein Tagebuch mit Fotos des Colegio aufnehmen.
Am 13.10. haben wir dann mit Carlos verschiedene ärmere Gebiete in Santiago die sog. Poblaciones aufgesucht. Carlos arbeitet hier in der Art, das er den Leuten vor Ort Materialien zur Verfügung stellt, die diese dann eigenverantwortlich einsetzen. So wurden kleine Plastikschwimmbäder angeschafft die im Sommer gut genutzt und so zum sozialen Treffpunkt in der Poblacion wurden.Man kann dies nur verstehen, wenn man weiß, dass Wasser nicht wie bei uns automatisch aus dem Hahn läuft sondern echte Mangelware ist und Schwimmbäder wie bei uns nicht existieren. Dazu kommt, dass die soziale Struktur in den Poblaciones unorganisiert ist und gemeinsame Ideen nur schwer umgesetzt werden können. Ein neuer Plan ist, ein Open Air Kino zu installieren, mit dem Informationen und Tipps verbreitet werden können. Diese Ideen wurden alle von Leuten aus der Poblacion entwickelt. Mit Jugendlichen wurden außerdem Wandmalereien erstellt.
Die sozialen Probleme in den Poblaciones sind immens. Die simplen Behausungen stehen dicht beieinander und verursachen durch fehlende Privatsphäre Aggressionen. Durch fehlende gesundheitliche und sexuelle Aufklärung bekommen sehr junge Frauen Kinder, die in eine perspektivlose Zukunft geboren werden. Informationen über Aids fehlen. Viele Jugendliche konsumieren Drogen. Die Beschaffungskriminalität geht einher. Konsumiert wird neben anderen Rauschmitteln wie Klebstoffschnüffeln das Abfallprodukt bei der Herstellung von Kokain, welches hoch toxisch ist.
Wir haben in den Poblaciones auf persönliche Bilder verzichtet, allerdings finden sich Fotos von Wandmalereien und der Gegend im Album.
Nach diesen intensiven Eindrücken und einem herzlichen Abschied von allen in Santiago haben wir uns dann Richtung Argentinien aufgemacht und erholen uns zur Zeit etwas auf einem grünen Flecken mit einem eiskalten Naturschwimmbad.

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