Montag, 12. Januar 2009

Fin del mundo Feuerland

Am 11.Januar haben wir mit der Stadt Ushuaia das Ende der Welt oder unseren suedlichsten Punkt erreicht. Hier endet oder beginnt die legendaere Panamericana oder in Chile auch Carretera Austral genannt, die wohl die laengste Strasse der Welt ist und nur in Panama im Sumpfgebiet des Darien unterbrochen ist. Wir haben in Mexico, Chile und Argentinien viele Kilometer auf ihr zurueckgelegt und diese haben wir den Kilometern in den USA und Kanada beigefuegt, die wir in 2004 gefahren sind.

Um in dieses maritim geschichtstraechtige Gebiet um Magallanstrasse, Beagle Canal und Cap Hoorn zu kommen sind wir zunaechst von Puerto Ibanez ( Chile ) ueber den zweitgroessten See Suedamericas den Lago Carrera ( in Argentinien Lago Buenos Aires ) mit der Faehre nach Chile Chico gefahren.Wir hatten Superglueck ueberhaupt erst mitzufahren, da nach erster Auskunft das Schiff eine Woche ausgebucht war. Doch eine Reservierung eines anderen Reisenden platzte und nach exakter Vermessung des Paulchens konnten wir mit. Ein kleines echtes Schwein fuhr auch mit. Mitten auf dem See wechselte dann nach suedamerikanischer Art der Steuermann, den die Faehre einfach am Ufer im scheinbaren Niemandsland samt Hund und Kindern mit Macheten aussetzte.Ein Landungssteg existierte nicht, das Schiff legte einfach am Felsen an.

Wohlbehalten gelandet sind wir ueber die staubige Ruta 40 bis Baja Caracoles , ein paar Huetten in der Pampa, gefahren. Hier gab es sogar einen " Campingplatz". Er war so klein, dass wir mit Paulchen nicht hinein konnten und alles war ziemlich dreckig. Aber der Platz hatte den wunderbarsten Tannenbaum Suedamericas. Er bestand aus einer Eisenstange und baumartig nach unten gespannten Draehten, die wiederum gruen umwickelt und mit selbstgebastelten Plastikflascheneiszapfen verziert waren. Ausserdem waren einige Kronenkorken von dem in Argentienien populaeren Bier Quilmes drapiert. Eine bunte flackernde Lichterkette war auch vorhanden und zauberte am 18.12.2008 erstmals Weihnachtsstimmung fuer uns. Komplettiert wurde das Bild von einer alten Wasserpumpe, einem Schaf und einem kleinen Hund. Am Morgen haben wir unsere Stuehle und den Tisch neben den Baum gestellt und ausgiebigst gefruehstueckt. Ausserdem funktionierte, wie auch immer eine Dusche mit warmem Wasser ( die erste seit vier Wochen, ansonsten haben wir meistens in Fluessen oder Seen gebadet und uns gewaschen ).

Auf dem Weg zum Fitz Roy Massiv nahe dem Oertchen El Chalten konnten wir unterwegs einen riesigen gelandeten Condor beobachten, der sich majestaetisch wieder in die Luefte schwang und scheinbar schwerelos entschwebte. Des weiteren haben wir auf der guten Staubpiste Ruta 29 der Estancia La Angostura einen Besuch abgestattet , die bewirtschaftet ist. Hier haben wir an einem grossen Tisch mit einer belgischen Familie und zwei Muenchnern gut gegessen und getrunken und sind vom Jefe mit Gitarrenmusik verwoehnt worden. Die Estancia ist 1928 von ungarischen Auswanderern gegruendet worden und hat jetzt neben Schafen, Pferden und Rindern auch ein touristisches Angebot.

Das Fitz Roy Massiv wirkt auf Bergsteiger aus aller Welt wie ein Magnet, da die Besteigung der Gipfel zu den schwierigsten Besteigungen zaehlt. Wir haben schoene Wanderungen gemacht und hatten den Papst in der Tasche, da das Massiv wolkenfrei bewundert werden konnte. Kommt sehr selten vor, es gibt Menschen, die wochenlang keine Sicht haben.

Vom Fitz Roy fahren wir zu einer weiteren Attraktion : dem Gletscher Perito Moreno, der trotz globaler Erwaermung als einziger seiner Art waechst und bereits mehrfach den Lago Argentino gestaut hat. Es gab dann jedesmal ein Naturschauspiel, wenn der Eisdamm gebrochen ist. Zuletzt 2004 . Aber auch jetzt brechen riesige Eistuerme vom rutschenden Gletscher ab und kalben in den See.Die Gletscherzunge ist 60 m hoch und 4 Km lang.Wir haben hier Weihnachten verbracht.

Ueber Puerto Natales bis nach Punta Arenas ( der suedlichsten Stadt Chiles ) sind wir immer mit dem zeitweilig fast stuermischen patagonischem Wind weiter nach Sueden gesaust. Bei einem Abstecher in den Nationalpark Torres del Paine konnten wir ein weiteres Bergmassiv bewundern. Hier gibt es Gletscher, Felstuerme und Lagunen. Der Zugang zu einem Teil des Parkes fuehrt ueber eine Bruecke, die laut einem Schild nur bis zu einem Gewicht von 1500 Kg belastet werden konnte, laut Auskunft von Kleinbusfahren aber bis zu 7 Tonnen aushaelt. Die Bruecke ist supereng und entspricht fast der Breite unseres Paulchens. Rechts und links sind ca.2 cm Platz, bei der Durchfahrt rasiert sich Paulchen trotzdem das Plastikgitter des Backofens ab.

Wir wandern am Sylvestertag zur Basis der Torres, treffen hier ueberraschend Toni und Brigitte wieder und feiern bei einem Feuerchen mit zwei Duerenern den Uebergang nach 2009.

Das Neue Jahr beginnt mit Muskelkater.

Wir wechseln im Park den Platz zum wunderschoenen Camping Pehoe, besuchen den Lago Grey mit dem dortigen Riesengletscher Grey, der zum patagonischen Inlandeis gehoert. Auch er kalbt mit riesigen blauen Eisschollen in den See. Hier ist der Wind so stark, dass uns bereits kleine Steinchen ins Gesicht fliegen.

Auf der Ruta 9, in Villa Tehuelche findet ein Rodeo statt und wir uebernachten dort mittendrin auf einer Wiese und werden morgens von den Gauchos geweckt.

In Punta Arenas buchen wir eine Schlauchboottour zur Isla Magdalena in der Magellanstrasse und koennen dort sehr viele Magellanpinguine beobachten ( 150-200000 sollen dort in den Monaten September bis April leben und ihre Jungen ausbrueten ). Ueber die Hungerbucht ( Puerto de Hambre ), wo im Jahr 1589 300 Spanier verhungert sind, geht es bei Punto Delgado mit der Faehre ueber die Magellanstrasse auf die Insel Feuerland und nach Ushuaia. Den Namen bekam die Insel von Magellan,der viele Feuer von Indianern bei seiner Durchfahrt 1520 beobachtete, jedoch nie einen zu Gesicht bekam. Die Geschichte der Ureinwohner, Indigenas von Stamm der Yanama ,Tehuelche und einige andere ist traurig. Die von Einwanderern aus Europa gegruendeten Schafestancias mit sagenhaftem Reichtum sorgten systematisch fuer die Ausrottung der Ureinwohner. Auch der zur Hilfe bereite Salesianerorden schaffte den Erhalt nicht, da eingeschleppte Seuchen weitere Opfer forderte. In Puerto Williams lebt die allerletzte Yanama, eine Frau von 60 Jahren.

Hier in Ushuaia, im Schatten von riesigen Kreuzfahrtschiffen, machen wir eine wunderschoene Fahrt auf dem Beaglekanal und koennen Fauna und Flora einer unter Naturschutz stehenden Insel bewundern und grosse Seeloewen beobachten.

Die Planung unserer Rueckreise wird langsam konkreter. Heute 12.1. haben wir endlich Termine zur Verschiffung von Paulchen erhalten. Wahrscheinlich wird er am 13.2. von Buenos Aires nach Hamburg verschifft, wo er am 12.3. eintreffen soll. Wenn das erledigt ist und Paulchen schwimmt, werden wir uns noch die Faelle von Iguazu ansehen und dann den Kontinent verlassen.