Sonntag, 20. Juli 2008

Die letzten Tage in und Eindrücke aus Mexico

Unsere Tage in Chiapas und speziell in San Cristobal de las Casas neigten sich dem Ende zu. Erstmals haben wir einen netten Kontakt mit einer Berliner Familie gehabt, die mit einem Mercedes 207 und zwei kleinen Kindern von Panama dorthin kamen. Außerdem haben wir ein Museum der Maya-Medizin besucht und uns in der Apotheke mit einigen Naturmedikamenten versorgt.

Am 5.7. sind wir an die Pazifikküste Pueblo Puerto Arista mit Zwischenstopp in Tuxla Gutierrez und einer Besichtigung mittels Bootsfahrt des Canyon del Sumidero gefahren. Der Canyon war sehr beeindruckend zeigte aber auch das Müllproblem Mexicos insbesondere Plastikflaschen, die nicht verrotten.

Puerto Arista ist ein in der Nebensaison verschlafenes Nest. Erwähnenswert aus unserer Sicht sind aber trotzdem einige Dinge :

Unser Übernachtungsplatz auf Joes Campground ( ein Kanadier der vor ca. 30 Jahren dorthinkam ) lag idyllisch in einem Palmenhain einen Steinwurf entfernt vom Pazifik. Von unserem Platz haben wir einen ca. 7-8 jährigen Jungen beobachtet, der schwer auf einem Maisfeld arbeitete. Dieser hat von uns ein Spielzeugauto geschenkt bekommen. Dieses Spielzeug und noch viele andere hat uns Timo, ein 8 jähriger Junge zum verteilen hier in Mexico oder anderswo mitgegeben. Wir finden es super, dass sich Timo von seinen Sachen getrennt hat um sie hier Kindern zu geben die vielleicht niemals ein Spielzeug bekommen können. Mit dem Spielzeugauto wurde direkt mit allen Geschwistern gespielt.

Direkt am Strand befanden sich einige Restaurants in denen man eine super Ceviche essen konnte. Ceviche ist in Limonensaft eingelegter roher Fisch pikant gewürzt und gereicht mit einem Gemisch aus Zwiebeln, Tomaten und Cilantro und verschiedenem mehr .

Bekannt ist die Gegend um Puerto Arista auch wegen der hier Eier ablegenden Meeresschildkröten. Besucht haben wir eine staatlich geförderte Aufzuchtstation am Strand, die dafür sorgt, dass die kleinen Meerestiere auch ins Wasser kommen.

Am 8.7. sind wir durch Berglandschaft mit einigen überschwemmten Dörfern im Tal nach Oaxcaca ( sprich Oahaca ) gefahren. Die Stadt liegt in den Gebirgszügen der Sierra Madre, die teils über 3000 m aufragen.Sie ist Weltkuturerbe. Der gleichnamige Staat ist ein Spiegelbild der verschiedenen Gesichter Mexicos. Fruchtbare Gebiete aber auch Landesteile wo nur Agaven und Kakteen wachsen, das niedrigste Pro Kopf Einkommen im Vergleich zu anderen mexicanischen Bundesstaaten und ein niedriges industrielles Niveau sowie eine grosse ethnische Vielfalt : Oaxaca ist Indigenaland, die gößten Bevölkerungsgruppen sind die Zapoteken und die Mixteken.. Altes Brauchtum und kulturelle Traditionen werden hier noch gepflegt und gelebt. Wir haben selbst gesehen, das die Stadt ein kulturelles Zentrum ist, wo Musik, Tänze, Trachten und Kunsthandwerk im Leben der Menschen eine grosse Rolle spielen.

Zu erwähnen ist noch die Hauptstadt des Mezcal ( Agavenschnaps mit Wurm) Matatlan, wo die Agaven mit Pferdekraft ausgepresst,fermentiert und dann gebrannt werden.

Wir haben in Oaxaca und Umgebung viele Eindrücke gehabt: Im Rahmen der Guelaguetza 2008 einen Kindertanzmarsch zum Zocalo ( Hauptplatz Treffpunkt einer jeden Stadt ) mit leider verregneter Abschlußveranstaltung im Freilichtauditorium, Musik auf dem Zocalo und durch Ausflug in die Umgebung den Riesenbaum von Tule ( 58 m Umfang ), die versteinerten Wasserfälle von Hierve del Agua, den Besuch eines Weberdorfes Teotitlan, die Ausgrabungsstätten Monte Alban und Mitla und eine Mezcalbrennerei.Nicht zu vergessen ist der Mercado im Zentrum der Stadt. Dort kann man für kleines Geld direkt vom Grill essen, was manchen Touristen sehr suspekt erschien ,die dann mit gerümpften Nasen an uns uns vorbeischlichen, ungläubig das man hier überhaupt essen kann.

Am 15.7. hat dann unsere Vorbereitung für die Verschiffung von Paulchen nach Chile begonnen. Wir sind über die nicht ungefährliche Mex 150 D ( viele Erdrutsche und Unfälle ) nach Puebla gefahren und haben hier bei angenehmen Temperaturen, wegen der Höhe von 2100 m, den Wagen versandfertig gemacht.

Am 17.7.haben wir den Abgabetermin 22.7.vom Agenten in Veracruz erhalten und werden morgen am 21.7. dorthin fahren. Paulchens Reise wurde problemlos bei Pantaenius in Hamburg versichert.

Unsere Reise bis zur Ankunft des Autos in Chile hat noch mehere Optionen : Wir können nach Guatemala und dort noch die Mayastätte Tikal im Urwald besichtigen,oder nach Ecuador und von dort zu den Galapagosinseln und dann weiter nach Peru und Machu Pichu .

In unserem nächsten Bericht werden wir schreiben, was wir gemacht haben.



Samstag, 12. Juli 2008

Verschiffung Veracruz ( Mexico)-San Antonio ( Chile)

Nachdem die Möglichkeit von Acapulco zu verschiffen geplatzt war ( Ford hatte die Schiffe bis Dezember reserviert ) hat unser Agent der CSAV in Mexico City eine Möglichkeit von Veracruz an der Golfkueste angeboten. Diese ist nun fuer uns reserviert und Paulchen wird am 28.7. von dort nach San Antonio ( Chile ) gebracht. Ankunft dort ca. 10.8.2008 .

Donnerstag, 3. Juli 2008

Vom Hochland Mexicos an die Golf - und Karibikküste und nach Chiapas

Am 7.6. haben wir uns von Puebla ( ca. 2300 m ) nach Veracruz an der Golfküste aufgemacht. Anders ausgedrückt : von ca. 20 Grad nach ca. 35 Grad mit hoher Luftfeuchtigkeit in Meereshöhe . Nach einer gewöhnungsbedürftigen aber teueren Übernachtung in Boca del Rio ( bei Veracruz mit unermesslich vielen beißenden Ameisen) hat uns der heftige Verkehr davon abgehalten die Stadt zu besichtigen.

Nachdem wir das überstanden hatten sind wir von heftigen Regenfällen erwischt worden. Strassen standen in sekundenschnelle unter Wasser, von unbefestigten Strassen wurden dicke Steine auf die Fahrbahn gespült. Wir waren froh in Catemaco einen sehr schönen Platz zum übernachten zu finden ( Hotel Tepetapan RV Parc ) . Catemaco ist ein sehr schönes Städtchen an einem See gelegen mit tausenden brütenden weißen Fischreihern. Ausgerüstet mit vielen Mangos , die wir auf dem Platz fanden sind wir am 10.6. über Ciudad del Carmen nach Isla Aguada gefahren. Durch die lange Wegstrecke mussten wir auf einer Pemex - Tankstelle übernachten. Viele Moskitos, ein Burger King der die halbe Nacht Küchengeräte direkt hinter uns reinigte , bescherte uns eine wohl mehr unruhige Nacht. Um so froher waren wir in Isla Aguada einen sehr schönen Platz ( Freedom Shores RV Parc )direkt am Golf von Mexico zu finden.

Zuvor hatten wir uns aber in La Venta die Urzelle der Olmekenkultur angesehen. Grosse kollossale Steinköpfe und Stelen die zwischen 1200 - 500 v. Chr. entstanden sind.Die Olmeken haben durch ihre Leistungen in Architektur, Kunsthandwerk,Höhlenmalereien und insbesondere in der Arithmetik ( Kalender ) viele andere mesoamerikanische Völker beeinflußt. So bauten z.B. die Mayas auf dem Zahlenwissen der Olmeken auf.

Der Aufenthalt in Isla Aguada hat uns aber anderweitig stark beschäftigt. Unsere Anwesenheit scheint auf die dort lebenden Hunde magisch zu wirken. Nachdem zunächst ein armes abgemagertes Wesen etwas ergattern konnte entdeckte Birgit am Strand einen kleinen halb verhungerten Welpen, den sie durch beherztes eingreifen vor spielenden Kindern, die einen anderen kleinen Hund im Salzwasser schwimmen ließen, schnappte. Der kleine Kerl quietschte zwar erst aber dann schlug er sich den Magen so voll, dass er bald kegelförmig aussah. Er bekam ein Deckchen unterm Auto, zu trinken und zu fressen und wir machten uns Gedanken was jetzt passieren sollte. Wir fragten am nächsten Morgen die Verwalterin, ob sie keinen kennen würde der den Welpen nehmen könnte.Sie wollte den Besitzer fragen, ob er auf dem Platz bleiben könnte.
Frohe Botschaft am nächsten Morgen : der kleine Kerl wurde dort aufgenommen.

Wir fuhren nach Ciudad del Carmen zum Tierarzt Dr. Gonzalez Gonzalez der mit Hilfe seiner Angestellten Maria den Kleinen von innen und außen von Parasiten befreite. Nach drei Stunden konnten wir ihn wieder abholen und fuhren zurück. Wir hatte allerdings vergessen, dass der Kleine auch mal mußte. Im Verkehr der Stadt konnten wir nicht anhalten und so wurde das Geschäft vorne auf Birgits Schoss erledigt ( ca. drei Liter ). Er bekam ein kleines Halsband mit seinem Namen Navajo und seinem Beruf ( Wachdienst Freedom Shores RV Parc ).

Unser Weg führte uns dann über Campeche, Merida, Abstecher nach Celestun , Tulum, Cetumal und weiter nach Palenque.

Wir hatten hier ausgiebige Gelegenheit uns mit den vielfältigen Spuren der Mayas zu beschäftigen. Wir haben nicht nur grosse Mayastätten wie Chitzen Itza,Tulum und Palenque ( mit Brüllaffen ) besucht sondern auch kleinere, bei denen wir fast alleine waren wie Sayil, Kabah und Becan.

Mit dem Pueblo Mani haben wir den Ort besucht , wo alles begann. Hier hat die Kirche an der indigenen Bevölkerung zur Zeit der Conquista einen Massenmord verübt unter der Führung des Bischofs Diego de Landa. Doch damit nicht genug : sämtliche Aufzeichnungen der Maya mit dem Wissen von Jahrhunderten wurden verbrannt. Später hat Diego de Landa seinen Irrweg erkannt und vieles aus seiner Erinnerung wieder niedergeschrieben.

In besserer Erinnerung ist uns der Abstecher nach Celestun geblieben. Ein wirklich schönes ruhiges aktives Fischörtchen mit Flamingokolonien in der nahegelegenen Lagune und schönem Strand.

Nach der Besichtigung von Palenque haben wir uns entschlossen der Tropenhitze zu entkommen und sind nach Chiapas San Christobal de las Casas in 2100 m Höhe ( 18 Grad ) gefahren. Auf dem Weg sind überall noch Spuren der Zapatistenrebellion aus dem Jahre 1994 zu sehen. Wie ja bekannt, haben am 1.1.1994 die Zapatistenrebellen mit dem Subcommandante Marcos die Rathäuser in Chiapas besetzt, um auf die Diskriminierung der Indigenas aufmerksam zu machen. Aus dem bewaffneten Kampf mit vielen Toten ist mittlerweile eine friedliche Bewegung geworden, die sich für die Belange der Indigenas einsetzt.

In der Umgebung von San Christobal haben wir ausser den schönen Wasserfällen von Agua Azul auch zwei typische Indianerdörfer besucht. Besonders in Chamula wird ein besonderer Schwerpunkt auf der Bewahrung alter Mayariten gelegt. Sie haben dort zwar eine Kirche, der katholische Pfarrer hat dort aber außer taufen nichts zu suchen. Auch die sichtbaren Kreuze sind nicht christlich sondern stammem aus der Mayawelt. In der Kirche werden Hühner geopfert und Pulsfühler als Shamanen sind am Werk. Der Eindruck für Besucher ist durch tausende brennende Kerzen überwältigend. Nach dem Mayaglauben stellen die weißen Kerzen Nahrung ( Tortillas ) für die Götter dar. In der Gemeinschaft sind geistliche Führer tätig, die hohes Ansehen genießen und Rituale abhalten bei denen auch hochprozentiger Schnaps getrunken wird. Wer in Chamula sich nicht an die dort herrschenden Regeln hält wird aus der Gemeinschaft ausgeschlossen.
Jedes Dorf hat seine eigene Tracht und eigene Regeln die nebeneinander respektiert werden. Im Gegensatz zu christlichen Missionaren die immer wieder versuchen die Menschen in ihren Sinne zu bekehren ( so wurde z.B.für viel Geld die Bibel in Mayasprache übersetzt ) tolerieren die Nachkommen der Maya jede andere Relegion und Bräuche. Es stellt sich die Frage, wer hier würdevoller handelt.

Zu guter letzt : Im Moment sind wir nicht in der lage unsere Fahrt nach Südamerika konkret zu planen. Die Verbindung über Acapulco ist nicht möglich, da die Schiffe voll sind. Wir sollen von Veracruz verschiffen, wissen aber nicht wann und wie.