Freitag, 20. Februar 2009

Sommer in Argentinien

Feuerland 13 Grad, Patagonien 20-25 grad und stuermische Winde, Buenos Aires am 19.2.2009 45 Grad Hitze.

Unsere Reise fuehrte uns durch dieses Sommertheater. Mit einsetzenden starken Regenfaellen fahren wir ueber Staubstrassen Richtung chilenische Grenze, bei San Sebastian (Feuerland). Unterwegs muessen wir unsere Fahrt unterbrechen, da die Erdtrasse glatt wie Schmierseife wurde. Am naechsten Morgen versuchen wir weiter zu fahren, doch in einem lehmigen Strassenstueck rutscht Paulchen mit dem Hinterrad in den Graben. Bald haetten wir uns in der gottverlassenen Gegend festgefahren, aber nach etlichen Versuchen kommen wir wieder frei, und wir fahren zur Faehre von Bahia Azul nach Punto Delgado. Am Faehranleger steht eine kilometerlange Autoschlange, da das Schiff wegen Sturm die Magellanstrasse nicht passieren kann. Wir drehen um und machen einen Zwischenstopp umgeben von alten Minenfeldern, ausdem Grenzkonflickt 1978 zwischen Chile und Argentinien, direkt an der Magellanstrasse.Beim Beobachten des Schiffsverkehrs sehen wir ploetzlich den grossen Autotransporter CSAV Rio Imperial, mit dem Paulchen von Veracruz (Mexiko ) nach San Antonio (Chile) transportiert wurde. Da sage mal Einer, es gaebe keine Zufaelle !!

Am naechsten Morgen ist der Sturm vorbei,wir sausen ueber die Magellanstrasse und sind froh alle Staubstrassen hinterunsgelassen zu haben, besonders Paulchen. Auf den Geroellstrassen hatten wir mit den Reifen keinerlei Probleme. Jedoch nach tausenden Kilometern auf der Staubstrasse fahren wir uns auf den ersten Kilometern Asphalt einen Nagel ein. Der Platten wurde schnell repariert, trotz Sonntag.

Unsere Reise in den Norden fuehrte uns in den Parque National Monte Leon, mit 50000 Magellanpinguinen, 300 dort staendig lebenden Seeloewen und vielen Kormoranarten

Weiter geht es ueber die Ruta 3 durch die endlose Pampa, wo wir unzaehlige Guanacos und Nandus ( Laufvoegel ) sehen. Die Ruta 3 fuehrt uns auch zur Reserva Punta Tombo, wo die weltweit groesste Magellanpinguinkolonie der Welt ist, mit 500 000 bis 2 000 000 Tieren. Wo man hinschaut watscheln Pinguine.
Wir fahren weiter auf die Halbinsel Valdes. Diese Halbinsel ist ein Tierparadies.
Man kann jetzt im Januar tausende von Seeloewen, Seeelefanten,Orkawale und natuerlich auch Pinguine beobachten.Die maenlichen Seeelefanten sind 5 bis7 Meter lang und wiegen bis zu 4500 Kg.
Das groesste Naturschauspiel findet in der Zeit von Juli bis Dezember statt, wenn die grossen Bartenwale kommen , namens Ballenas Franka Austral. Die bis zu 16 meterlangen Tiere kommen dort seit Jahrtausenden zur Paarung hin.

Am 29.1. fahren wir weiter ueber die langweilige,eintoenige Ruta 3 nach Viedma und Carmen de Patagonia, wo Paulchen an einem Tankstellenwaschplatz vom Schlamm befreit wird,an die Kueste zum Balneario El Condor. Die ganze Zeit begleitet uns der patagonische Wind, der ganz schoen nervig sein kann.

Ueber Olavaria und Las Flores geht es zur Laguna Chascomos, wo wir auf dem Campingplatz Monte Corti jede Menge Platz und Zeit haben Paulchen fuer die Verschiffung startklar zu machen. Fuer den 8.2. haben wir das Hotel Impala in Buenos Aires gebucht. Als wir quasi mit den ganzen Vorbereitungen fertig sind, erreicht uns die schlechte Nachricht, dass die Grande San Paolo wegen Sturm in Bilbao festhaengt und der Termin sich fuer die Verschiffung auf den 24.2. verschiebt. Dies bedeutet eine weitere Woche in der Grossstadt Buenos Aires zu verbringen.

Paulchen wird auf einem sicheren Platz abgestellt und wir sehen uns die Stadt an.
Buenos Aires schlaeft eigentlich nie und immer ist in den Stadtvierteln, die wir ausgiebigst erwandern einiges los.

Nach einer Woche starten wir am 15.2. zu den Wasserfaellen nach Iguazu.
Drei Tage lang besichtigen wir dieses Naturschauspiel. Es sind die weltgroessten Wasserfaelle. Der Rio Iguazu stuerzt auf einer Breite von 2700 Metern ueber einen Granitabsatz 70 Meter in die Tiefe. Die Gischt durchnaesst uns bis auf die Haut und richtig nass werden wir bei einer Schlauchbootfahrt, direkt in die Faelle hinein.

Gestern am 19.2. haben wir Paulchen im Hafen abgegeben. Die ganze Abwicklung dauerte ca. 7 Stunden bei 40 Grad im Schatten, und wir waren dementsprechend geschlaucht.

Unsere Tage auf diesem Kontinent sind jetzt gezaehlt. Am 23.2. fliegen wir nach Rom und dann am 4.3. weiter nach Hause.

Montag, 12. Januar 2009

Fin del mundo Feuerland

Am 11.Januar haben wir mit der Stadt Ushuaia das Ende der Welt oder unseren suedlichsten Punkt erreicht. Hier endet oder beginnt die legendaere Panamericana oder in Chile auch Carretera Austral genannt, die wohl die laengste Strasse der Welt ist und nur in Panama im Sumpfgebiet des Darien unterbrochen ist. Wir haben in Mexico, Chile und Argentinien viele Kilometer auf ihr zurueckgelegt und diese haben wir den Kilometern in den USA und Kanada beigefuegt, die wir in 2004 gefahren sind.

Um in dieses maritim geschichtstraechtige Gebiet um Magallanstrasse, Beagle Canal und Cap Hoorn zu kommen sind wir zunaechst von Puerto Ibanez ( Chile ) ueber den zweitgroessten See Suedamericas den Lago Carrera ( in Argentinien Lago Buenos Aires ) mit der Faehre nach Chile Chico gefahren.Wir hatten Superglueck ueberhaupt erst mitzufahren, da nach erster Auskunft das Schiff eine Woche ausgebucht war. Doch eine Reservierung eines anderen Reisenden platzte und nach exakter Vermessung des Paulchens konnten wir mit. Ein kleines echtes Schwein fuhr auch mit. Mitten auf dem See wechselte dann nach suedamerikanischer Art der Steuermann, den die Faehre einfach am Ufer im scheinbaren Niemandsland samt Hund und Kindern mit Macheten aussetzte.Ein Landungssteg existierte nicht, das Schiff legte einfach am Felsen an.

Wohlbehalten gelandet sind wir ueber die staubige Ruta 40 bis Baja Caracoles , ein paar Huetten in der Pampa, gefahren. Hier gab es sogar einen " Campingplatz". Er war so klein, dass wir mit Paulchen nicht hinein konnten und alles war ziemlich dreckig. Aber der Platz hatte den wunderbarsten Tannenbaum Suedamericas. Er bestand aus einer Eisenstange und baumartig nach unten gespannten Draehten, die wiederum gruen umwickelt und mit selbstgebastelten Plastikflascheneiszapfen verziert waren. Ausserdem waren einige Kronenkorken von dem in Argentienien populaeren Bier Quilmes drapiert. Eine bunte flackernde Lichterkette war auch vorhanden und zauberte am 18.12.2008 erstmals Weihnachtsstimmung fuer uns. Komplettiert wurde das Bild von einer alten Wasserpumpe, einem Schaf und einem kleinen Hund. Am Morgen haben wir unsere Stuehle und den Tisch neben den Baum gestellt und ausgiebigst gefruehstueckt. Ausserdem funktionierte, wie auch immer eine Dusche mit warmem Wasser ( die erste seit vier Wochen, ansonsten haben wir meistens in Fluessen oder Seen gebadet und uns gewaschen ).

Auf dem Weg zum Fitz Roy Massiv nahe dem Oertchen El Chalten konnten wir unterwegs einen riesigen gelandeten Condor beobachten, der sich majestaetisch wieder in die Luefte schwang und scheinbar schwerelos entschwebte. Des weiteren haben wir auf der guten Staubpiste Ruta 29 der Estancia La Angostura einen Besuch abgestattet , die bewirtschaftet ist. Hier haben wir an einem grossen Tisch mit einer belgischen Familie und zwei Muenchnern gut gegessen und getrunken und sind vom Jefe mit Gitarrenmusik verwoehnt worden. Die Estancia ist 1928 von ungarischen Auswanderern gegruendet worden und hat jetzt neben Schafen, Pferden und Rindern auch ein touristisches Angebot.

Das Fitz Roy Massiv wirkt auf Bergsteiger aus aller Welt wie ein Magnet, da die Besteigung der Gipfel zu den schwierigsten Besteigungen zaehlt. Wir haben schoene Wanderungen gemacht und hatten den Papst in der Tasche, da das Massiv wolkenfrei bewundert werden konnte. Kommt sehr selten vor, es gibt Menschen, die wochenlang keine Sicht haben.

Vom Fitz Roy fahren wir zu einer weiteren Attraktion : dem Gletscher Perito Moreno, der trotz globaler Erwaermung als einziger seiner Art waechst und bereits mehrfach den Lago Argentino gestaut hat. Es gab dann jedesmal ein Naturschauspiel, wenn der Eisdamm gebrochen ist. Zuletzt 2004 . Aber auch jetzt brechen riesige Eistuerme vom rutschenden Gletscher ab und kalben in den See.Die Gletscherzunge ist 60 m hoch und 4 Km lang.Wir haben hier Weihnachten verbracht.

Ueber Puerto Natales bis nach Punta Arenas ( der suedlichsten Stadt Chiles ) sind wir immer mit dem zeitweilig fast stuermischen patagonischem Wind weiter nach Sueden gesaust. Bei einem Abstecher in den Nationalpark Torres del Paine konnten wir ein weiteres Bergmassiv bewundern. Hier gibt es Gletscher, Felstuerme und Lagunen. Der Zugang zu einem Teil des Parkes fuehrt ueber eine Bruecke, die laut einem Schild nur bis zu einem Gewicht von 1500 Kg belastet werden konnte, laut Auskunft von Kleinbusfahren aber bis zu 7 Tonnen aushaelt. Die Bruecke ist supereng und entspricht fast der Breite unseres Paulchens. Rechts und links sind ca.2 cm Platz, bei der Durchfahrt rasiert sich Paulchen trotzdem das Plastikgitter des Backofens ab.

Wir wandern am Sylvestertag zur Basis der Torres, treffen hier ueberraschend Toni und Brigitte wieder und feiern bei einem Feuerchen mit zwei Duerenern den Uebergang nach 2009.

Das Neue Jahr beginnt mit Muskelkater.

Wir wechseln im Park den Platz zum wunderschoenen Camping Pehoe, besuchen den Lago Grey mit dem dortigen Riesengletscher Grey, der zum patagonischen Inlandeis gehoert. Auch er kalbt mit riesigen blauen Eisschollen in den See. Hier ist der Wind so stark, dass uns bereits kleine Steinchen ins Gesicht fliegen.

Auf der Ruta 9, in Villa Tehuelche findet ein Rodeo statt und wir uebernachten dort mittendrin auf einer Wiese und werden morgens von den Gauchos geweckt.

In Punta Arenas buchen wir eine Schlauchboottour zur Isla Magdalena in der Magellanstrasse und koennen dort sehr viele Magellanpinguine beobachten ( 150-200000 sollen dort in den Monaten September bis April leben und ihre Jungen ausbrueten ). Ueber die Hungerbucht ( Puerto de Hambre ), wo im Jahr 1589 300 Spanier verhungert sind, geht es bei Punto Delgado mit der Faehre ueber die Magellanstrasse auf die Insel Feuerland und nach Ushuaia. Den Namen bekam die Insel von Magellan,der viele Feuer von Indianern bei seiner Durchfahrt 1520 beobachtete, jedoch nie einen zu Gesicht bekam. Die Geschichte der Ureinwohner, Indigenas von Stamm der Yanama ,Tehuelche und einige andere ist traurig. Die von Einwanderern aus Europa gegruendeten Schafestancias mit sagenhaftem Reichtum sorgten systematisch fuer die Ausrottung der Ureinwohner. Auch der zur Hilfe bereite Salesianerorden schaffte den Erhalt nicht, da eingeschleppte Seuchen weitere Opfer forderte. In Puerto Williams lebt die allerletzte Yanama, eine Frau von 60 Jahren.

Hier in Ushuaia, im Schatten von riesigen Kreuzfahrtschiffen, machen wir eine wunderschoene Fahrt auf dem Beaglekanal und koennen Fauna und Flora einer unter Naturschutz stehenden Insel bewundern und grosse Seeloewen beobachten.

Die Planung unserer Rueckreise wird langsam konkreter. Heute 12.1. haben wir endlich Termine zur Verschiffung von Paulchen erhalten. Wahrscheinlich wird er am 13.2. von Buenos Aires nach Hamburg verschifft, wo er am 12.3. eintreffen soll. Wenn das erledigt ist und Paulchen schwimmt, werden wir uns noch die Faelle von Iguazu ansehen und dann den Kontinent verlassen.



Dienstag, 16. Dezember 2008

Von Pucon weiter in den Sueden Patagoniens

Von unserem schoenen Campingplatz in Pucon mit zwei Hunden und sechs Katzen und einem Treffen mit Anke und Peter, die mit einem 14 Jahre alten Hund und einem alten Truck unterwegs sind verabschieden wir uns und fahren ueber Conarijpe auf einen kleinen Platz direkt am See Calafuen mit Butterblumen einem Rosenstrauch und vielen Jasminbueschen. In dieser schoenen Umgebung ist dann auch mein Geburtstag ( Birgit ) gebuehrend gefeiert worden. Unternommen haben eine Wanderung an deren Ende ein Treffen mit einigen Mapuche stand, die in einem campo namens Mili Mili leben. Dort haben wir erfahren, dass die von uns damals unterstuetzte Mapucheorganisation XEG-XEG es tatsaechlich geschafft hat einen Radiosender Radio Wallon zu betreiben. Diese Nachricht hat uns gefreut, da 2004 noch keine Genehmigung fuer eine Frequenz vorhanden war. Einen Wunsch hatte unser Mapuchefreund in Mili Mili auch : er wuenscht sich eine Trompete, damit will er traditionelle Musik machen. Frage : besitzt jemand eine, die nicht mehr gebraucht wird ?



Auf schlechter Schotterstrasse sind wir dann weitergefahren ueber Puerto Fuy vorbei an fantastischen Hotels wie Montana Magica . Dieses Hotel ist wie ein Vulkan gebaut, vollkommen mit Moos bewachsen und einem Wasserfall von der Spitze des Daches. Nach Argentinien sind wir dann mittels Schiff ueber den Pass Hua Hum nach San Martin de los Andes und weiter in den Nationalpark lanin mit dem gleichnamigen Vulkan ( aktiv ) . Wir finden einen schoenen Platz Lafquenco, der von einem Mapuche namens Walter gefuehrt wird, haben ein schoenes Treffen mit einigen Anglern, die uns gegrillten Fisch ( Seeforelle ) spendieren und koennen schoene Wanderungen zum Lanin und eine Bootsfahrt auf dem Lago Huechulafquen mit einem Catamaran machen . Das Boot faehrt durch eine bezaubernde Landschaft und zu einem ausgedehnten Lavafeld des Vulkans Achen Niyeu, der sich bei seinem Ausbruch vor 500 Jahren direkt in den See ergossen hat. Aus einem Gletescherfluss trinken wir das glasklare Wasser.

Auf der Route der sieben Seen kommen wir dann nach San Carlos de Bariloche . Wir fahren von Norden her in die Stadt,die wir bereits 1994 besucht hatten. Paulchen wird an einer belebten Strasse direkt am Lago geparkt und wir besorgen uns einige Infos ueber den Nationalpark Nahuel Huapi und schlendern ein wenig durch die Stadt, von der wir nichts mehr wiedererkennen. Bei unserer Rueckkehr stellen wir fest, dass Paulchen aufgebrochen wurde und Computer, Videokamera und diverse andere technische Geraete entwendet wurden. Die Polizei nimmt alles auf und fertigt eine Deklaration ueber den Einbruch. Hierbei erfahren wir, dass es wohl in Mode in San Carlos ist Wohnmobile aufzubrechen und zu stehlen. In Gespraechen mit anderen Reisenden wird dies bestaetigt und darueberhinaus wird gesagt, dass auch die Polizei mit den Dieben zusammenarbeiten soll. Sollte dies der Fall sein, hat man als Reisender keine Chance den Dieben zu entgehen. Wir koennen an dieser Stelle nur alle zur Vorsicht mahnen, falls sie San Carlos besuchen wollen. Der Einbruch war fuer uns noch glimpflich,da Paesse und Kreditkarten gut geschuetzt waren.

Unsere Plaene konnten wir fortsetzen. Im Nationalpark Nahuel Huapi konnten wir wandern u.a. zum Refugio Frey an einer gerade aufgetauten Lagune an der Schneegrenze. Bergsteiger kommen hier an den steilen Granitwaenden voll auf ihre Kosten. Paulchen wird wieder fit gemacht ( Fenster repariert ) sowie innen und aussen vom Staub befreit. Nach schoenen Tagen an verschiedenen Seen kommen wir nach El Bolson und treffen Klaus Schubert und Claudia Metz, die 16 Jahre lang mit ihren Motorraedern um die Welt gefahren sind. Klaus hat fuer uns die notwendige Autoversicherung gemanagt und wir holen uns hier die Originalpolice ab. Wir verbringen einen gemuetlichen Abend zusammen und haben uns ueber die Gastfreundschaft der Beiden sehr gefreut. Wer Interesse an der Fahrt der Beiden hat, der kann ein Taschenbuch kaufen Titel : Abgefahren, erschienen bei Kiepenheuer und Witsch. Sehr spannend !!

Wir folgen der Ruta 40 beschliessen aber auf der chilenischen Seite die Reise fortzusetzen, da immer Pampa zu sehen nicht so prickelnd ist. Das haeufige Grenzwechseln zwischen Chile und Argentinien ist eigentlich unproblematisch. Aber wir muessen immer eine extra Nahrungschicht einlegen, da die Lebensmittel nicht eingefuehrt werden duerfen. Das geht ziemlich aufs Gewicht.

Kurz vor der Grenze war es dann wieder so weit : Wir mussten vier dicke Koteletts, Zwiebeln, Kaese und Schinken vertilgen. Die Hunde bekommen hiervon nichts, da sie hier dick genug sind und Leute denen wir etwas schenken koennten sind auch noch nicht unterwegs.

Ueber Futaleufu kommen wir zur Carretera Austral ( Ruta 7 ) und befinden uns im Gebeit des Vulkans Chaiten, der im im Mai 2008 ausgebrochen ist. Wir erfahren, dass in der Ortschaft Chaiten, die evakuiert wurde, meterdicke weisse ganz feine mehlartige Asche liegt, und alles Leben erstickt wurde. Auch hier 80 Km entfernt entdecken wir ueberall Asche auf der Strasse. Wir folgen der Ruta 7 in den Sueden, die gaenzlich Schotterpiste ist und darueberhinaus im Moment mit vielen Baustellen gespickt ist. Der Grund der Baustellen wird uns spaeter bekannt :

Der spanisch-chilenische Energiekonzern Endesa will am Rio Baker mehere Staustufen errichten und damit einzigartige Natur vernichten. Deshalb soll eine 2000 Km lange Trasse durch den Urwald gebaut oder modernisiert werden.

Auf einem schoenen Campingplatz machen wir Bekanntschaft mit einigen zutraulichen Huehnchen, die es sich auf unseren Schoessen gemuetlich machen und dort gefuettert und gestreichelt werden.

Die Fahrerrei auf der Schotterpiste staubt gewaltig. Der Innenraum des Paulchen ist immer mit einer grauen Schicht bezogen. In Labrador ist es uns einmal passiert, dass ein kleines Fenster offen war. Das Resultat war ueberwaeltigend : Ueberall Staub als waere ein Bautrupp dagewesen. Bei einem Stopp fiel Birgit auf, dass es innen wieder genauso wie in Labrador aussaehe. Das wieder ein kleines fenster auf war bemerkten wir erst spaeter beim Fensterputzen. Auch hier das Resultat : Paulchen bekommt eine Generalreinigung.

Nach drei Stunden sind wir fertig, wir baden im See, setzen unsere Stuehle ins Wasser und geniessen das Leben. Von unserem Standort koennen wir grosse Fische beobachten, die Jagd auf Libellen und anderes Getier machen. Der Vollmond beleuchtet die Szene, traumhaft !!

Ruta 7 ueber Puyuhuapi zum haengenden Gletscher Ventisquero Colgante im Nationalpark Queulat. Grosse Stuecke brechen ab und fallen mit Getoese in die Tiefe.

Der erste Regen seit langer Zeit erwischt uns in der Nacht auf den 14.12. .Dazu gibt es jetzt den fast immer wehenden Viento Patagonia, den Patagonischen Wind. Auf den Wegen hier muss man immer gut aufpassen. Entweder gibt es dicke Schlagloecher oder dicke Steine sind auf die Strasse gepoltert oder ein Fass fliegt vom entgegenkommenden LKW auf unsere Fahrbahn. Aber bisher hat Paulchen alles , auch die dickste Schotterpiste, gemeistert. Fast wie ein Gelaendewagen.

Momentan haben wir mit etwas Glueck einen Platz auf der Faehre von Puerto Ibanez nach Chile Chico bekommen und werden wohl uebermorgen am 18.12. wieder in Argentinien sein ( wenn wir alles aufgegessen haben ). Weihnachten moechten wir gerne im Gebiet des Gebirgsmassivs Fitz Roy verbringen falls die Ruta 40 dies zulaesst.

Wir werden nach unserer Rueckkehr Fotos zum Bericht nachliefern, da es ohne eigenen Computer nicht einfach ist.

Sonntag, 16. November 2008

Richtung Süd Argentinien und Chile

El viaje a una escuela con Corazon en el medio de la nada
Eine Reise zu einer Schule mit Herz in der Mitte des Nichts

Am 18.10. haben wir uns nach erholsamen Tagen in San Felipe auf den Weg nach Mendoza gemacht. Unser Versicherungskontakt mit Klaus Schubert in El Bolson
( Patagonien ) war sehr zuverlässig . Wie vereinbart wurden uns die Dokumente per e-mail gescannt übermittelt, so dass unsere Papiere für Argentinien komplett sind.
Auf der Fahrt über den Paso de Cumbre geht es zunächst leicht bergan, dann aber steil in Serpentinen hinauf auf die Passhöhe ( ohne Tunnel 3854 m ) . Die Formalitäten an der Grenzkontrolle waren total unkompliziert, den großen Auftritt hatte aber unser Paulchen . Das Zollgebäude mußte durchfahren werden , die Durchfahrtshöhe betrug jedoch nur 3,05 m. Wir haben uns langsam durchgeschlängelt nachdem wir die Luft aus den Luftfedern abgelassen hatten. Mit 3,02 m ging es gerade noch zum Staunen des vorhandenen Zollpublikums.
Auf argentinischer Seite haben wir dann den höchsten Berg Südamerikas, den Aconcagua mit 6962 m Höhe, passiert. Vorbei an einer Naturbrücke mit wundervollen Farben wegen des dort fließenden mineralhaltigen Wassers namens Puente de Inca geht es stetig bergab bis wir Mendoza , die Hauptstadt einer prosperierenden Weinprovinz Argentiniens, erreichen.
Am 19.10. fahren wir erstmals in die Stadt und lernen auf diesem Weg Rafael kennen, der auch auf unserem Campingplatz ist und aus Brasilien stammt. Ihm haben sie am Vortag Teile seiner Ausrüstung ( er ist mit den Fahrrad unterwegs ) vom Campingplatz geklaut. In der Stadt werden wir von einem Belgier namens Kevin angesprochen, der uns überzeugend erzählt, er wäre am Busterminal überfallen worden und hätte nichts mehr. Er will nach Buenos Aires zur Botschaft. Wir geben ihm 100 Pesos für die Busfahrkarte dorthin. Erst später bekommt die Geschichte einen anderen Dreh. Am 31 .10. treffen wir zwei Motoradfahrer in Chos Malal , und diese erzählen uns, auch sie seien in Mendoza von einem Belgier auf dieselbe Art und Weise angesprochen worden. Bleibt festzuhalten : Eine Entäuschung mehr, aber der Verlust ist verschmerzbar ( ca. 25 Euro ).
Wir haben vor ,uns nach San Rafael zu bewegen, in der Nähe des Canons Atuel. Erst ist es nicht einfach in Mendoza die Ruta 40 zu finden, dann verpassen wir den Abzweig nach Tupungata und fahren auf der Ruta 15. Genau diese Schlenker sind unser Glück: ein BMW mit zwei Belgiern Catherine und Richard stoppen uns und laden uns auf ihr Land zum übernachten ein. Die Beiden sind mit ihrem Truck , einem riesigen Unimog seit 1993 in der Welt unterwegs, haben sich in die Gegend im Valle de Uca verliebt, dort Land gekauft und planen dort seßhaft zu werden. Ein wahrhaft großes Projekt, da Richard bereit 70 Jahre alt ist und das große Stück Land sehr viel Arbeit erfordert. Die Beiden sind super nett und abends sitzen wir gemeinsam am Lagerfeuer und erzählen, als ob wir uns schon seit langem kennen.
Am 23.10. haben wir dann den Canon des Flusses Atuel durchfahren und durchwandert. Die Kraft des Wassers wird hier in drei Staustufen zur Energiegewinnung genutzt, der Fluss hat aber eine atemberaubende Landschaft geformt. Wir finden einen Superplatz direkt am Fluß, der hier zum Rafting genutzt wird. Weiter geht es über die Ruta 143 und 151 nach Neuquen ( Patagonien ). Wir übernachten wieder irgendwo in einem Seitenweg, da das Wetter sich bedrohlich änderte. So langsam müssen wir unser Chemieklo mal leeren, da wir seit Catherine und Richard immer frei übernachtet haben. Auf dem Weg nach Zapala durch die Pampa durchfahren wir ein riesiges Ölfördergebiet und werden mal wieder kontrolliert. Diesmal dürfen wir keine Fleisch - und Wurstwaren im Auto haben, selbst keine die wir in Argentinien gekauft haben. Ist schon komisch. Da wir es nicht einsehen, drehen wir um, und fahren zu einem geschlossenen Termalbad,um ein Mittagessen zu uns zu nehmen. Bei diesem Vorhaben wird Paulchen bei einer Bachdurchfahrt, die tiefer ist als vermutet, so richtig gebadet. Über Chos Malal sind wir über 40 km Staubstrasse in den Provincialpark des Vulkans Tromen gefahren. Hier standen wir traumhaft an der Lagune des Vulkans , der direkt gegenüber war. An der Lagune leben ca. 200 verschiedene Vogelarten u.a. Flamingos und Schwarzhalsschwäne. Nachts wird es hier auf 2156 m ziemlich kalt. Als wir die Dieselheizung starten, qualmt sie statt zu heizen und wir vermuten, dass die Bachdurchfahrt die Ursache ist.
Am 1.11 nähern wir uns dem Paso Pino Hachado um wieder nach Chile zu kommen und dort die in der Überschrift genannte Schule in Ranquil zu besuchen, die vom Verein für Chile Düsseldorf e.V. seit meheren Jahren unterstützt wird.
Zunächst werden wir aber beim chilenischen Zoll gefilzt. Man darf keine Früchte , Fleisch , Pflanzen und etliches mehr einführen. Nach langer vergeblicher Suche fielen dem Zollinspekteur unsere Pfefferkörner im Glas mit Korken auf. Die sollten in den Müll. Beim Wenden des Glases löste sich der Korken und die Pfefferkörner perlten durch den ganzen Bus, was dem Inspekteur sehr peinlich war. Die Kontrolle war damit beendet, die noch im Glas befindlichen Körner wanderten in den Müll, die im Paulchen verperlten blieben dort. Alles in allem nicht sehr überzeugend.
Lonquimay in Chile haben wir fast nicht mehr wiedererkannt seit unserem letzten Besuch 1994. Das Städtchen ist zwar immer noch provinziell, aber das Erscheinungsbild ist komplett anders. In der Gegend um Lonquimay gibt es mehere Termalquellen, den gleichnamigen Vulkan und den längsten Tunnel Südamerikas Los Raices. 1994 war dieser Tunnel noch mit Schwellen versehen, da mal ursprünglich geplant war eine Eisenbahn nach Argentinien zu bauen. Das Projekt wurde nicht fertig, die Busse nach Lonquimay hoppelten jedoch täglich gemeinsam mit vielen Holzlastern durch den Tunnel ohne Beleuchtung. Heute gibt es Licht im Tunnel und er ist asphaltiert.
Nach einer Übernachtung auf dem Landcampingplatz Los Raices mit fließendem Wasser am Bus haben uns die Initiatoren der Schule in Ranquil, Victor und Erica, per Zufall in Lonquimay endeckt. Gemeinsam sind wir dann in das Schulprojekt in den Anden gefahren, das wir nach 42 km Staubstrasse erreicht haben.
Die Schule liegt gewissermaßen am Ende der Welt. Erst seit drei Monaten gibt es für die Familien in der Gegend und auch für die Schule Strom. Telefon gibt es keins. Telefonate gehen bei der Gendameria in Troyo ( 12 km weit weg ) ein, diese benachrichtigt die Schule per Funk und dann kann in Troyo telefoniert werden. Internetzugang ist zu teuer. 51 Kinder sind von Montag bis Freitag in der Schule untergebracht. In drei kombinierten Klassen werden Kinder von 6-14 Jahren unterrichtet.Die Möbilierung der Klassen und der Schlafräume ist sehr simpel, wird jedoch vorsichtig behandelt. Der Wert dieser Sachen wird hier noch richtig geschätzt, da hier kein Überfluss herrscht. Unterstützung bekommt die Schule auch aus Spanien. Bei unseren Besuch arbeiteten zwei Voluntäre aus Salamanca in der Schule. In den hier fast immer harten Wintern, mit teilweise viel Schnee ist es fast unmöglich die Schule zu betreiben. Es gibt keine Zentralheizung sondern nur Holzöfen in den Räumen und die Strasse zur Schule muß in Eigenarbeit geräumt werden. Auch ist dann die Wasserversorgung sehr problematisch. Es ist sehr beeindruckend wie die Leute hier alles meistern und trotzdem zufrieden sind. Mit Victor haben wir einen Ausflug gemacht, bis die Strasse zuende war. Hier war dann endgültig Schluss. Bei diesem Ausflug waren viele auf der Strasse unterwegs und wir haben erfahren, dass sie zu Fuß oder zu Pferd zu einer Kapelle unterwegs waren, wo das Kindergeld ausgezahlt werden sollte ( 4500 Peso = 5 Euro monatlich !!!). Auch findet dort gleichzeitig ein kleiner Markt statt und eine gut organisierte “Empanadafabrikation” nimmt ihre Arbeit auf. Alle helfen mit.
Nach dem Besuch der Schule planen wir in den Nationalpark Conguillo mit dem aktivsten Vulkan namens Llaima zu fahren. Der letzte Ausbruch war 2007. Auf dem Weg dorthin liegt das von Hans betriebene Restaurant und Hostel Andenrose. Wir sind extra einen Umweg gefahren, da die Brücke vor dem Hostel für Paulchen nicht befahrbar war, um Bohnenkaffee, Graubrot, gutes bayrisches Essen und schönen Wein zu genießen. Der Umweg hat sich gelohnt. Neben den kulinarischen Genüssen ist auch Hans sehr liebenswert und hilft mit Tipps und Hinweisen.
Der Besuch des Nationalparks war supertoll. Viele Wanderungen sind möglich und wir haben 5 Tage dort verbracht. Alles weitere erzählen die Bilder.
Wir fahren weiter über die Ruta Interlagos in das Siebenseengebiet Chiles und erreichen Pucon am Bilderbuchvulkan Villarica. Hier ist endgültig Frühling . Der Ginster und der Flieder blüht. Unser Abstecher in den Nationalpark Huerquehue ist einer der besonderen Art. Die dorthin führende Staubstrasse ist superschlecht und entwickelt sich zu einem noch schlechterem Zustand.Wir erreichen den Park ,werden dort noch mit fragwürdigen Informationen versorgt und finden uns nach einer dramatischen Flussdurchfahrt auf dem Camping Olga mitten im Wald wieder. Da die Besitzerin sich chilenisch verspätet hatte habe ich todesmutig versucht den Platz zu erkunden. Nachdem ich jedoch vier Hundehütten entdeckt hatte , habe ich den georneten Rückzug angetreten. Der Park selbst bietet viel Natur, Lagunen und Wandermöglichkeiten.
Nachdem wir die Steine im Fluss sortiert hatten, sind wir dann wohlbehalten wieder in Pucon gelandet. Von hier soll es weitergehen in das Seengebiet und per Schiff und Staubstrasse über den Paso HuaHum wieder nach Argentinien zu den dortigen Nationalparks Lanin, Lago Huahuapi und der Stadt San Martin de los Andes, wo wir uns ein riesiges argentinisches Steak reinpfeifen werden !!!

Freitag, 17. Oktober 2008

Erneut nach Santiago

Mit San Pedro de Atacama hatten wir unseren nördlichsten Punkt in Chile erreicht. Nach unserem Start vom Schwimmbad in der Wüste Pozo 3 sind wir zwar den gleichen Weg auf der Ruta 5 ,der Panamericana gefahren, haben aber viele andere Eindrücke gehabt.
Wenn bei unserer Hinfahrt lange Strecken durch karge Wüstenlandschaften führten, wurden wir jetzt durch eine blühende Wüste überrascht. Ganze Blumenteppiche waren entstanden und zauberten ein total anderes Bild.
Unsere Fahrt führte uns vorbei an vielen Observatorien. Darunter waren große Anlagen wie La Silla ( Europa ) oder El Tololo( Chile,USA ) El Paranal und La Campanal . Noch giganterische Pläne der Europäer, ein Observatorium namens OWL mit einem Parabolspiegel von 100 m Durchmesser zu bauen, sind mangels Geld inzwischen auf auch noch große 42 m gestutzt worden. Beeindruckend für uns war jedoch der Besuch eines Observatoriums in Vicuna, welches für die Bevölkerung eingerichtet ist. Hier im Observatorio Mamalluca kann man Planeten und Sterne selbst beobachten. Wir hatten das Glück einer Einzelführung und haben die Planeten Merkur, Venus,Mars und Jupiter sowie einige Sternhaufen und Nebel in der Galaxis beobachten können. Nach einer 2 stündigen Führung machten wir uns zu Fuß auf den Rückweg. In der stockdunklen Nacht hätten wir unser Paulchen niemals wiedergefunden, wenn wir nicht vorausschauend eine Taschenlampe mitgenommen hätten.
Im Valle del Elqui, bekannt durch intensiven Weinbau und Piscoherstellung hatten wir das Glück eine Veranstaltung zu Ehren der heiligen Maria zu sehen. Es wurde musiziert, gesungen und in Trachten traditionelle Tänze ( Queca ) aufgeführt.
Außerdem haben wir uns der Pflege unseres Paulchens gewidmet, da wir schön an einem Fluss namens Rio Claro standen und Wasser genug hatten. Paulchen war ziemlich durch kilometerlage Staubstrassen und Schlamm aufgrund der Anfangs heftigen Regenfälle verdreckt. In den Radkästen hatte sich der zum Teil salzhaltige Schlamm zentimeterdick abgesetzt. Im Putzrausch wurde Paulchen dann auch von innen gereinigt, und auch die Teppiche wurden im Fluss gewaschen.
Super beeindruckend war dann für uns der Besuch des lebendigen Fischerortes Guanaqueros. Hier ist es noch möglich direkt im Hafen von den Fischern Fisch zu kaufen. Wir haben hier unsere ersten Krebse zunächst probiert und dann zwei von ihnen gegessen. Der Fang einer Nacht, hier sind es insbesondere riesengroße Tintenfische, werden in Schwerstarbeit per Hand in LKWs verladen und dann zu den Märkten gefahren. Aber nicht nur der Fischfang sondern auch andere Sachen waren hier zu beobachten. Es gab eine kleine Werft, die noch teilweise nach herkömmlichen Methoden gearbeitet hat. Die Planken wurden in Blechgehäusen erwärmt und somit getrocknet und später dann gebogen. Die Planken selbst wurden mit der Kettensäge aus Holz geschnitten, nachdem sie vorher so ca.mit dem Bleistift markiert wurden. Wenn ein Boot beplankt war wurde es mit getränktem Tauwerk abgedichtet und wenn es dann im Wasser war durch die sich dann ausdehnenden Planken absolut dicht.
In Los Vilos , in der Nähe des Fischerortes, haben wir ein chilenisches Rodeo gesehen. Hierbei werden Bullen mit zwei Pferden mit Gauchos durch eine Arena getrieben. Es müssen diverse Aufgaben erfüllt werden z.B. Richtungswechsel mit dem Bullen oder stoppen des Tieres an einer Rampe wobei hierfür Punkte vergeben werden. Geschicklichkeit und gute Dressur der Pferde haben anders als bei der amerikanischen Variante hohen Stellenwert. Wichtig ist außerdem die schonende Behandlung des Tieres. Die Besucher gestalten das Rodeo als Familienfest mit Grill und Getränken und haben Spaß ohne Ende.
Neu besucht haben wir dann Valparaiso, die Stadt in der sich der Kongress Chiles befindet. Die Stadt selbst mit den 16 Schrägaufzügen und der typischen Blecharchitektur wurde erst 2003 Weltkulturerbe. Dies ist auch unbedingt erforderlich, da sich die Bausubstanz in einem schlechten Zustand befindet und ohne materielle Hilfe ansonsten der komplette Verfall zu befürchten wäre. Die Stadt als bekannte Hafenstadt hat Hochs und Tiefs erlebt, sowie ein verheerendes Erdbeben. Mit der Verschiffung des Salpeters ging es der Stadt erst gut, nach dem Bau des Panamakanals war der Hafen plötzlich bedeutungslos und er erholt sich jetzt erst durch den bestehenden Containerboom. Im Garten des Kongressgebäudes haben wir zwei Araucarien fotografiert, die die Kinder des Colegio Penihuen dort vor 10 Jahren gepflanzt hatten.
In Santiago sind wir von Allen wiederum herzlich empfangen worden und Paulchen konnte in der Anlage, in der Pattys Sohn Enrique wohnt, bewacht geparkt werden. Am 11.10.2008 fand dann im Colegio ein großes Treffen statt. Patty, die Leiterin, hatte Ehemalige , Freunde und Eltern mit Kindern, die jetzt im Colegio sind, eingeladen. Zunächst wurde ein Kreis gebildet und die Anwesenden berichteten über ihre Erfahrungen mit dem Kindergarten sowie dem Colegio. Häufig wurde gesagt, dass nach einem Wechsel vom Colegio Penihuen zu anderen Einrichtungen festgestellt wurde, dass sich die Jugendlichen kritischer und toleranter verhielten. Zur Erinnerung : Kinder von 2-5 Jahren sind im Kindergarten, von 6 -9 Jahren im Colegio. Ergebnis des Gedankenaustausches war, das im Colegio seit Jahren unverändert andere Werte vermittelt werden als in anderen Einrichtungen. Die Erziehung zum Frieden, mit Respekt und Toleranz stehen im Vordergrund. Der Kontakt mit der Natur ( eigener Garten mit Tieren ) und die Kultur Chiles spielen eine bedeutende Rolle. Von Deutschland wird das Projekt seit langen Jahren unverändert unterstützt. Der bestehende gemeinnützige Verein arbeitet komplett ehrenamtlich, die eingehenden Beträge werden zu 99 % direkt überwiesen. Wer das Projekt unterstützen möchte, kann dies mit einer Überweisung auf das Konto bei der SEB Bankleitzahl 30010011 Nummer 1000085100 machen. Es wird versichert, dass das Geld gut verwendet wird. Wir werden in unsere Webseite wahrscheinlich einen Link auf ein Tagebuch mit Fotos des Colegio aufnehmen.
Am 13.10. haben wir dann mit Carlos verschiedene ärmere Gebiete in Santiago die sog. Poblaciones aufgesucht. Carlos arbeitet hier in der Art, das er den Leuten vor Ort Materialien zur Verfügung stellt, die diese dann eigenverantwortlich einsetzen. So wurden kleine Plastikschwimmbäder angeschafft die im Sommer gut genutzt und so zum sozialen Treffpunkt in der Poblacion wurden.Man kann dies nur verstehen, wenn man weiß, dass Wasser nicht wie bei uns automatisch aus dem Hahn läuft sondern echte Mangelware ist und Schwimmbäder wie bei uns nicht existieren. Dazu kommt, dass die soziale Struktur in den Poblaciones unorganisiert ist und gemeinsame Ideen nur schwer umgesetzt werden können. Ein neuer Plan ist, ein Open Air Kino zu installieren, mit dem Informationen und Tipps verbreitet werden können. Diese Ideen wurden alle von Leuten aus der Poblacion entwickelt. Mit Jugendlichen wurden außerdem Wandmalereien erstellt.
Die sozialen Probleme in den Poblaciones sind immens. Die simplen Behausungen stehen dicht beieinander und verursachen durch fehlende Privatsphäre Aggressionen. Durch fehlende gesundheitliche und sexuelle Aufklärung bekommen sehr junge Frauen Kinder, die in eine perspektivlose Zukunft geboren werden. Informationen über Aids fehlen. Viele Jugendliche konsumieren Drogen. Die Beschaffungskriminalität geht einher. Konsumiert wird neben anderen Rauschmitteln wie Klebstoffschnüffeln das Abfallprodukt bei der Herstellung von Kokain, welches hoch toxisch ist.
Wir haben in den Poblaciones auf persönliche Bilder verzichtet, allerdings finden sich Fotos von Wandmalereien und der Gegend im Album.
Nach diesen intensiven Eindrücken und einem herzlichen Abschied von allen in Santiago haben wir uns dann Richtung Argentinien aufgemacht und erholen uns zur Zeit etwas auf einem grünen Flecken mit einem eiskalten Naturschwimmbad.

Montag, 29. September 2008

Unser Weg nach Chile und in den Norden von Chile

Nachdem wir von der Agentur NAD am 17.7. den genauen Abgabetermin von Paulchen erfahren hatten, konnten wir endlich beginnen den Wagen versandfertig zu machen. Für die die es noch nicht wissen, wir müssen unsere beiden Boxen vom Dach und von hinten auspacken abmontieren , die Schränke in Innern auspacken und nach unten in die Staukästen packen und dann kurz vor Abfahrt die beiden Boxen im Paulchen seefertig verstauen. Das hat den Vorteil, dass keiner mehr an unsere Schränke kommt oder nur mit sehr viel Aufwand.
Am 21.7.war alles fertig und wir sind von Puebla nach Veracruz dem Verschiffungshafen gestartet. Natürlich haben wir uns vorher von allen verabschiedet : der Senora Rosita vom Campingplatz, dem Nightwatch dem wir unseren Ventilator geschenkt haben und den Vierbeinern.
In Veracruz haben wir alles super angetroffen. Wir haben ein prima Zimmer im Hotel Oriente im Zentrum bekommen mit Blick auf den Abfahrtsort der Fähre im Hafen und Paulchen konnte in der Hotelgarage seinen letzten mexikanischen Stopp einlegen. Das Schwesterschiff der Rio Imperial , die Oregon Highway , war bereits da und wir haben von der Agentur NAD erfahren, dass wir Paulchen morgen oder übermorgen abgeben können.
Bis zum Abgabetermin haben wir die Zeit in Veracruz gut genutzt. Einerseits kann man hier alles genießen: es gibt Marimbakapellen am Zocalo ,gutes Essen in den vielen Restaurants und geschäftiges Treiben in der Hafengegend. Wir haben uns andererseits mit der weiteren Planung beschäftigt wenn Paulchen unterwegs ist. Leider waren die Galapagosinseln ausgebucht und wir fliegen über Mexiko City nach Lima/ Peru und versuchen dort Machu Pichu zu besuchen. Nach mehreren Preisvergleichen haben wir dann am für den 27.7. unseren Flug nach Lima und ein Hotel namens Blue Star gebucht.
Von unserer Agentur NAD sind wir dann am 24.7.morgens um 8 Uhr 30 mit einem Begleitfahrzeug abgeholt worden und haben Paulchen beim mexikanischen Zoll ausklariert und im Hafen abgeben. Jetzt sind wir ohne unseren gewohnten fahrbaren Untersatz.
Es war aber wie ein Sechser im Lotto als wir Paulchen im Laderaum des Schiffes entdeckten.
Mit unserer Agentur waren noch mehrere Gespräche notwendig um den genauen Rechnungsbetrag zu erfahren aber am 27.7. sind wir dann mit einem Taxi um 16 Uhr 30 zum Flughafen gestartet und wären bald nicht angekommen, da der Taxifahrer Busterminal verstanden hatte, aber es hat dann doch geklappt. Um 18 Uhr 50 sind wir mit Ziel Mexiko City gestartet und um 20 Uhr dort angekommen. Der Weiterflug nach Lima war planmäßig für 23 Uhr 50 vorgesehen. Es kam jedoch alles anders. Lan Peru hatte Riesenverspätung und wir sind erst um 3 Uhr 30 gestartet. Für die Verspätung haben wir einen Essensgutschein erhalten waren aber natürlich geschafft als wir um 8 Uhr 30 in Lima gelandet waren. Wegen unserer Müdigkeit wurden wir dann sogleich von einem Abzockertaxi eingeladen . Zu guter Letzt behauptete auch das von uns bereits durch Kreditkarte bezahlte Hotel kein Geld erhalten zu haben.
Nachdem alles geklärt war und wir uns etwas ausgeruht hatten machten wir uns auf die Suche nach etwas Essbarem. Ein Straßenarbeiter den wir nach einem guten und nicht so teuren Restaurant gefragt hatten gab uns einen guten Tipp. Das Restaurant wurde von Indigenas geführt, das Essen war sehr gut und die Stimmung ebenfalls, da Peru an diesem Wochenende den Tag der Unabhängigkeit (167 Jahre ) feierte. Eine Kapelle bestehend aus zwei Gitarristen, einem Flötenspieler und einer Sängerin spielte Folklore in der Sprache Quechua und die Leute im Lokal waren gut drauf. Häufig wurde nach Liedern “Viva Peru “gerufen, gelacht und mitgesungen.
Nach einer erholsamen Nacht im Hotel sind wir dann wieder in das Lokal zum Frühstück gegangen und waren sehr überrascht, dass das Restaurant bereits um 10 Uhr voll war und in Peru Frühstück wohl komplettes Mittagessen ist und auch wir waren nach Chicharones con patatas y mais pappsatt. Per Taxi sind wir dann ins Zentrum von Lima gefahren und der nette Taxifahrer hat sich bei seinen Landsleuten für uns nach einem offenen Reisebüro ( es war schließlich Sonntag ) erkundigt, da wir ja unseren Trip nach Machu Pichu und unseren Weiterflug nach Santiago buchen wollten. Das Reisebüro sollte ein Stück weiter am Plaza San Martin sein und wir sind zu Fuß durch die Fußgängerzone dorthin gegangen. Gefunden haben wir dann ein “ Reisebüro “ namens Sakura Travel S.A.G. welches unseren Vorstellungen von einem Reisebüro überhaupt nicht entsprochen hat. Es war ein langer Schlauch von 3 Metern mal 1.50 , ohne Computer und wurde von einem zahnlosen Chinesen der spanisch sprach geführt. Aber wir sind dort gut beraten worden, der Preis stimmte und irgendwie hat es der Chinese geschafft uns die elektronischen Tickets bei einem Freund, der einen Computer hatte zu übergeben. Bezahlt wurde die Reise sofort teilweise in bar und wir mussten deshalb einige Geldautomaten melken. Verabredet war, dass wir um 8 Uhr 15 am Hotel abgeholt und zum Flughafen gebracht werden sollten.
Den restlichen Sonntag haben wir dann im Zentrum verbracht, Plaza de Armas und umliegende Strassen. Die Menschen sind alle sehr freundlich und auch besorgt, da wir mal wieder gewarnt wurden weiter in ein Barrio zu laufen da es dort nicht sicher sei.
Wir waren sehr gespannt, ob wir tatsächlich um 8 Uhr 15 abgeholt würden aber alles klappte wie am Schnürchen. Punkt 8 Uhr 15 kam ein Taxi mit unseren Chinesen und seinem Kumpel und übergab uns die notwendigen Unterlagen für die gebuchte Reise. Die Tickets für den Weiterflug nach Santiago wollte er uns am Flughafen nach der Rückkehr von Cusco übergeben. Mit seinem Kumpel sind wir dann per Taxi in einer Höllenfahrt durch Lima erst zum Geldautomaten, da wir ja den Rest noch zahlen mussten, und dann zum Flughafen gerast. Im übrigen : die Spritpreise in Peru sind gigantisch hoch. Ein Liter Diesel kostet umgerechnet ca. 4 Euro, Benzin gleichfalls. Unsere Taxi fuhr bereits mit Flüssiggas, das war spottbillig. Um 11 Uhr 50 sind wir dann von Lima ( fast Meershöhe ) nach Cusco
( 3400 m über Meereshöhe ) geflogen und wurden am Flughafen von Julius Cesar auf deutsch begrüßt, da er deutsch lernen wollte. Julius Cesar war unser Ansprechpartner für die Reise und supernett ( seht Euch auch die Fotos an ). Ohne große Pause nach einem Tee mit Cocablättern gegen die Höhenkrankheit sind wir dann zu ersten Tour gestartet. Für uns war das Programm etwas anstrengend, da einige Strecken zu laufen waren und wir noch nicht akklimatisiert waren. Bei dieser ersten Tour haben wir eine Rundfahrt durch Cusco gemacht
( sehenswerte Stadt ) und vier Ruinen aus der Inkazeit besichtigt. Nach unserer Rückkehr ins Hotel Inka Andina hat uns dann Julio die Einzelheiten für die nächste Tour ins heilige Tal der Inka erläutert, die am 31.7. stattfinden sollte.
Gestartet sind wir dann um 8 Uhr 20 waren den ganzen Tag unterwegs und erst um 21 Uhr wieder im Hotel. Besucht haben wir das Städtchen Pisaq mit seinem Kunstmarkt und die verschiedenen Spuren der Inka im heiligen Tal. Es ist immer wieder erstaunlich wie hochstehend diese Kultur gewesen ist. Staunend sehen wir die passgenaue Architektur, erfahren, dass Ackerbau auch heute noch in Terrassenform wie zur Inkazeit organisiert ist und erfahren viel über die supergenauen Astronomiebeobachtungen der Inkas. Dazu kommt natürlich noch die Hochgebirgsgegend in der sich alles abgespielt hat.
Am 1.8. sind wir um 6 Uhr 15 zu unserer Tour nach Machu Pichu abgeholt worden. Eines sei vorweg gesagt : Natürlich ist eine Tour nach Machu Pichu sehr touristisch organisiert, aber es ist nun mal so, dass viele Menschen das Weltkulturerbe Machu Pichu sehen wollen und dies erfordert eine gute Organisation.
Zuerst sind wir von Cusco per Bus zur Eisenbahnstation Ollantaytambo im heiligen Tal gebracht worden, dann per Zug nach Agua Calientes und dann wieder per Bus hinauf nach Machu Pichu. Wenn man dann noch ein paar Meter zu Fuß gegangen ist, steht man überwältigt und staunend vor der Inkastadt Machu Pichu. Ein wahrhaft magischer Ort, lange zwar bekannt bei Einheimischen aber unentdeckt und von Dschungel überwuchert, dann nach Entdeckungen geschützt und vom peruanischen Staat konserviert. Diese Geschichte erklärt, warum Machu Pichu nicht unversehrt aber sehr gut erhalten geblieben ist. Die malerische Lage und die trotz der vielen Besucher ruhige Atmosphäre ( man lässt maximal 400 Menschen auf einmal hinein, die sich dann in den Ruinen verlieren ) rechtfertigt auch den Aufwand um hierher zu kommen. Nach ausreichender Besichtigungszeit mit Gelegenheit auch den Ort auf sich wirken zu lassen begann dann für uns zufrieden die Rückfahrt nach Cusco per Bus und Eisenbahn. Die Bahn muss von großer Höhe nach Cusco runter im letzten Stück und bewältigt dieses im Vorwärts - und Rückwärtsgang.
Nach Abschied von Julio Cesar, den wir noch zu einem Kaffee und Sandwich einladen und der uns noch viel über das Leben in Cusco/ Peru erzählt z.B. dass er mit seinen Trinkgeldern seine Deutschkurse bezahlt, dass er lange Zeit in einem Haus ohne Fenster gelebt hat, da kein Geld dafür da war und dass er immer befürchten muss, seine Arbeit zu verlieren sind wir dann mit geringer Verspätung nach Lima zurückgeflogen . Superzuverlässig stand dort unser zahnloser Chinese und hat uns die elektronischen Tickets für Santiago übergeben.
Bis zum pünktlichen Abflug mit Taca Airlines nach Santiago um 21 Uhr 40 haben wir die Möglichkeit genutzt noch mal ins Internet zu gehen bzw. zu telefonieren. Dabei haben wir zu unserer Überraschung erfahren müssen, dass die Seetransportversicherung für Paulchen noch nicht die Police geschickt hat und die Versicherung somit auch noch nicht bezahlt wurde. Später hat sich herausgestellt, dass der Bearbeiter bei Pantaenius erkrankt war, aber Paulchen trotzdem versichert war.
Der Flug nach Santiago war ruhig und bis auf die Landung problemlos. Erst gibt der Kapitän bekannt, dass am Flughafen von Santiago miese Sicht ist und er deshalb möglicherweise nach Mendoza ( Argentinien ) ausweichen muss. Dann aber gibt er die Landungsfreigabe des Towers durch und versucht die Landung. Als wir fast unten sind startet die Maschine plötzlich durch und wieder oben , sagt der Kapitän jetzt gehe es nach Mendoza. Ich sitze am Fenster und sehe, dass die Flugbahn der Maschine aber genauso ist wie beim ersten Mal und da es unmöglich ist, dass Mendoza bei Santiago liegt ist klar das der Kapitän es noch mal versucht. Diese Landung klappt, Beifall kommt auf , aber dann verfährt sich der Kapitän auf dem Flughafen, da er nicht abgeholt wird. Nach drei Ehrenrunden sind wir dann glücklich um 3 Uhr angekommen.
Patty, die Leiterin des Colegios Penihuen, und ihr Mann Henry haben uns freundlich empfangen und in die Wohnung von Enrique ( Sohn von Patty ) gefahren, wo wir in unserer Zeit in Santiago untergebracht sind.
Gut ausgeschlafen ( bis 11 Uhr 30 ) sind wir dann mit Patty in eine große Mall gegangen und sie hat uns erklärt, wie die Verkehrssysteme in Santiago jetzt organisiert sind. Es hat sich seit unserem letzten Besuch viel verändert. Die kleinen Microbusse, auch mitverantwortlich für die Luftverschmutzung, gibt es nicht mehr, dafür U-Bahn und Metrobusse sowie Collectivos. Collectivos sind Pkws die man anhalten kann und die bestimmte Fahrtrouten abfahren. Nach dem Rundgang in der Mall haben wir dann einen Sportpark (Parque Araucana ) besucht und Enrique persönlich kennen gelernt.
Unsere Zeit in Santiago wollen wir folgendermaßen nutzen : Da Paulchen noch unterwegs ist brauchen wir für die Ankunft in San Antonio einen Schiffsagenten und für das Paulchen einen Versicherung für Chile. Außerdem müssen wir noch die Passage des Kfz bezahlen. Wenn wir das erledigt haben, sehen wir uns bei den Projekten um, die der Verein für Chile unterstützt.
Der obengenannte erste Teil gestaltet sich recht schwierig und ist zum Teil äußerst ärgerlich.
Zunächst suchen wir am 4.8. verschiedene Agenten auf. Direkt der erste will uns regelrecht abzocken. Senor Salas in der Calle Huerfanos verlangt für den Service zunächst 1000 US-Dollar, nachdem Birgit protestiert will er es für 750 richten außerdem müssten wir unsere Papiere bei einem Notar bestätigen lassen. Nach diesem erstaunlichen Preisverfall innerhalb von 2 Minuten hauen wir ab. Beim zweiten Agenten haben wir mehr Glück. Er macht einen kompetenten Eindruck, ein Notar ist schon gar nicht erforderlich und der Preis beträgt jetzt 500 Dollar. Teil eins unserer persönlichen Aufgaben ist erledigt.
Frohgemut starten wir am 5.8. um die Reederei CSAV zu bezahlen. Die Passage war nicht gerade billig und wir müssen 3366 Dollar = 1 721 000 Pesos aufbringen. Dieses Geld verlangt die Reederei in bar, an sich schon erstaunlich aber durchaus üblich. Unsere gute Laune verfliegt sehr schnell da wir merken, dass sich alle Banken weigern uns die Summe zu geben. Nach langem hin und her ist die Banco de Chile bereit uns 1000 Dollar zu geben . Unser Hinweis, dass unsere Konten in Deutschland gedeckt sind fruchtet nicht. Bei allen anderen , Santander, Scotiabank, Banco del Estado und einer sogenannten Transbank, die aussieht wie eine Apotheke bekommen wir nur den Verweis auf die Geldautomaten. Nach sechs Stunden hatten wir 1,1 Millionen Pesos zusammen, unsere Frachtpapiere bekommen wir aber erst, wenn die komplette Summe bezahlt ist, Teilzahlungen sind auch unmöglich. Am 6.8. pumpen wir die fehlende Summe aus den Automaten, der Barkassierer bei der Reederei prüft alles noch mal penibelst, dann haben wir die Frachtpapiere und übergeben diese an unseren Agenten. Unser Paulchen soll am 10.8. um 6 Uhr morgens in San Antonio ankommen, wir werden uns am 11.8. dorthin bewegen.
Unsere ersten Versuche eine Autoversicherung am 7.8. zu bekommen schlagen fehl und es deuten sich weitere Schwierigkeiten an.
An diesem Tag besuchen wir aber auch das erste Projekt. Wir treffen Beatriz Brinkmann die in der Organisation Cintras arbeitet. Cintras betreut die Menschen deren Angehörige während der Diktatur Pinochets verhaftet und verschwunden sind sowie Folteropfer psychologisch. Dieses Kapitel chilenischer Geschichte ist noch lange nicht aufgearbeitet. Wir erfahren, dass gerade jetzt neue Massengräber mit Menschenknochen in Argentinien gefunden wurden, die möglicherweise von verschwundenen Angehörigen stammen. Es ist eine Kommission eingesetzt, aber die Identifikation gestaltet sich sehr schwierig und wird noch viel Zeit erfordern. Für die von Cintras betreuten Menschen bedeutet dieser Prozess, dass alles wieder präsent ist und neu erlebt wird. Teilweise müssen auch Menschen wieder behandelt werden von denen man annahm sie hätten alles verarbeitet.
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Am 8.8. besuchen wir das Colegio Penihuen Andino in dem Patty Leiterin ist. Der
Verein für Chile und ein Kindergartenverein in Düsseldorf unterstützen seit langen Jahren die Arbeit des jetzigen Colegios. Zunächst entstand ein Kindergarten Antarki , der vornehmlich Kinder aufnahm, deren Eltern unter der Diktatur gelitten hatten. Schon zu dieser Zeit wurde die Arbeit mit den Kindern mit ausgebildeten Kräften und im Vergleich zu anderen Kindergärten verschiedenen Inhalten bestimmt. Schwerpunkte bildeten immer den Kindern ein Verhältnis zur Natur zu vermitteln ( durch eigenen Garten und Tiere ), die Kultur Chiles und hier insbesondere die Kultur der Mapuche sowie die Werke der beiden chilenischen Nobelpreisträger Gabriela Mistral und Pablo Neruda aufzuarbeiten . Die Orientierung der Kinder zu kritischen aber friedlich handelnden Personen stand immer im Vordergrund.
An dieser Zielsetzung hat sich auch im jetzigen Kindergarten und Colegio nichts geändert .
Es hat lange gedauert bis das Colegio neben dem Kindergarten stattlich anerkannt wurde, dies geschah erst vor kurzer Zeit. Colegio bedeutet Vorschule und zur Zeit werden ca. 80 Kinder betreut. Wir werden bei unserem zweiten Besuch hier im September/ Oktober weitere Einzelheiten schildern.

Nachmittags musste Birgit zum Arzt , da sich ihre Sehnenscheidentzündung am rechten Arm nicht besserte. Nach der Behandlung war es zunächst besser, aber es ist noch nicht ganz o.k.
Am 9.8. haben wir dann mit Hilfe von Henry versucht, eine Versicherung für Paulchen zu bekommen. Erst schien alles zu klappen aber dann machte der Computer nicht mit, der die deutsche Passnummer nicht akzeptierte. Erst unser Besuch bei Chilena Consolidada, einer Tochter der schweizer Zurich Versicherung, brachte den ersehnten Erfolg ( dort funktionierte der Computer nicht ) .
Am Nachmittag haben wir dann Carlos und Cecilia besucht, die Projekte mit problematischen Jugendlichen ( Drogen, Kriminalität etc. ) in verschiedenen Poblaciones ( Armenviertel ) betreuen. Auch hierüber werden wir ausführlich nach unserem zweiten Besuch berichten, da wir dann mit Carlos in die Poblaciones gehen werden und weitere Informationen erhalten.
Am Tag danach haben wir dann unsere Rucksäcke gepackt und sind mit Patty, Henry und Enrique nach Pomaire gefahren. Pomaire ist ein Kunsthandwerkerdorf mit wirklich ausgefallenen Sachen. Es wird viel mit dem in der Umgebung gefundenen Ton gearbeitet und fast alles was sich daraus fertigen lässt angeboten. Außerdem gibt es hier Hühner die Eier mit zwei Dottern legen. Trotz unseres Hinweises wir wären mit den Rucksack unterwegs ließ es sich Patty nicht nehmen uns diese Eier samt Transportkorb zu schenken.
Pattys Sohn Enrique hat uns dann mit seinem Auto zum Busterminal gebracht, wo wir den Bus nach San Antonio bestiegen haben. In San Antonio haben wir telefonisch mit Senor Fernandez Kontakt aufgenommen. Senor Fernandez soll uns bei der Zollabfertigung helfen. Zunächst scheint auch alles wie geschmiert zu laufen, doch dann schlägt die chilenische Zollbürokratie zu. Offensichtlich muss ein neues Formular benutzt werden, aber die gesamte Mannschaft des Zoll hat sich mittlerweile zur Siesta verabschiedet ( von 12-3 Uhr ). Nichts ging mehr. Paulchen ist unversehrt angekommen, ein Pinguin und ein Kompressor waren wohl ins Wasser gefallen und nicht mehr da. Die Zollbeamten trudelten nach und nach wieder ein und einer war bereit das erwünschte Formular auszufüllen. Das Ausfüllen dauerte im übrigen ca. 5 Minuten.
Nach weiteren Kontrollen konnten wir endlich gegen 17 Uhr in den Norden Chiles starten. Unsere ursprüngliche Planung bis Valparaiso zu fahren war jedoch gestorben. Wir haben es noch im Hellen bis in die Gegend der Isla Negra, einem Museumshaus des Literaturnobelpreisträgers Pablo Nerudas geschafft und haben einen schönen Stellplatz mit Sicht auf den Pazifik und der Möglichkeit ein Feuerchen zu machen gefunden.
Der Platz heißt Cabanas Las Cruces, wir können uns genügend ausbreiten und das Paulchen reisefertig machen.
Vier Tage haben wir dort verbracht und hatten gleich am ersten Tag jede Menge vierbeinige Freunde, den Chef des Rudels haben wir Schnauz genannt. Schnauz hatte einen ausgeprägten Jagdinstinkt und jagte jedem Vogel am Strand hinterher, gefolgt von der übrigen Rasselbande. Gefährlicher war da schon die Angewohnheit fahrende Autos zu verfolgen und zu verbellen. Wir werden noch sehen ob Schnauz alles überstanden hat, wenn wir bei unserer Rückfahrt dort noch mal Station machen.
Am 15.8. starten wir im strömenden Regen in den Norden und sind heute am 17.9. schon auf den Rückweg in Calama.
In dieser Zeit haben wir folgendes unternommen :
In Laguna Verde können wir beim Haus einer Familie übernachten, da sich der Regen in eine Sintflut verwandelt hat. Paulchen steht dort quasi in einem Schlammbach. Nachdem wir uns mit Eiern aus Pomaire bedankt haben stellen wir bei der Weiterfahrt fest, dass bedingt durch die Wassermassen , viele Bergrutsche passiert sind, die aber die Weiterfahrt nicht behindern. Wir bewegen uns auf der Panamericana Chile der sog. Ruta 5 und fahren zu unserem nächsten Stop dem Valle del Encanto ( Zaubertal ). Das Tal liegt abseits in der Nähe der Stadt Ovalle und war mehrere Jahrhunderte lang Siedlungsgebiet der Molle Indianer, die dort vom 2.bis 7.Jahrhundert n.Chr. gelebt haben. Aus dieser Zeit stammen etwa dreißig Petroglyphen ( Steingravuren ) die in die Talfelsen geritzt oder geschlagen wurden. Insgesamt herrscht im Tal ein besonderes Mikroklima mit verschiedensten blühen Pflanzen und Kakteen. Nachts wird es superdunkel und die Milchstrasse, Planeten und unzählige Sterne sind zu beobachten.
Ein Abstecher brachte uns nach San Pedro de Pichasca, 42 Km hinter Ovalle. Dort befindet sich das Monumento Natural Pichasca , ein Fundgebiet versteinerter Baumstämme und Dinosaurierknochen. Außerdem befindet sich dort ein monumentaler Felsüberhang, genannt Casa Piedra. Dort findet man die ältesten Spuren menschlicher Besiedlung in der Gegend und die Anlage der Siedlungsform erinnert an die Anasasi Indianer in Mesa Verde, Nordamerika.
Unser Versuch nach Vicuna und ins Valle de Elqui zu fahren scheitert, da der Pass Portezuelo Tres Cruces wegen Schnee gesperrt ist.
Nordwärts ging es weiter nach La Serena und Coquimbo. Die Fahrt auf der Ruta 5 scheint nicht ungefährlich zu sein, da wir an unzähligen Gedenkstätten tödlich verunglückter Menschen vorbeifahren. Die Landschaft wird langsam steppen - und wüstenähnlich, wir nähern uns der Atacama Wüste. Coquimbo und La Serena bilden fast schon eine Stadt . In Coquimbo ist insbesondere der Fischmarkt zu erwähnen ( siehe auch Fotos ). La Serena gibt sich kolonial, aber das liegt nicht an den spanischen Eroberern sondern dem damaligen Staatspräsidenten Chiles, Gabriel Gonzalez Videla, der 1950 aus La Serena ein koloniales Musterstädtchen bauen ließ, da er dort geboren war.
Tierisch war dort auch einiges los. Natürlich Hunde, Albatrosse, Seehunde und unseren ersten Humboldt Pinguin.
Der nächste Abstecher brachte uns über 40 Km Staubstrasse in das abgelegene Örtchen Punta de Choros. Von hier ist möglich mit kleinen Fischerbooten den Parque National de los Pinguinos de Humboldt zu besuchen, was wir auch getan haben. Neben den Pinguinen und Seehunden dort sind auch Delphine zu sehen, die beim Naturphänomen El Nino 1978 mit einer warmen Meeresströmung gekommen und geblieben sind, einzigartig in Chile.
Der Campingplatz Memo Ruz liegt traumhaft am Pazifik. Von der Eigentümerin erfahren wir, das hier in unmittelbarer Nähe zum Nationalpark mit seiner einmaligen Tier- und Pflanzenwelt drei Kohlekraftwerke geplant sind, die ihr Kühlwasser aus dem Pazifik entnehmen sollen und es später erwärmt wieder zurückleiten wollen. Es gibt in den beiden Dörfern eine Gegenbewegung die wohl den Bau zweier Kraftwerke verhindern können.
Über Bahia Iglesa und einem Abstecher nach Alto del Carmen, wo die Weinreben schon Blätter haben fahren wir weiter in den Parque National Pan de Azucar. Da wir eine Möglichkeit zum checken unserer e-mails hatten, wissen wir jetzt, das
Paulchen nicht versichert ist, da der Bearbeiter der Chilena Consolidada zu seinem Bedauern mitteilt, dass ausländische Fahrzeuge in Chile nicht versichert werden können. Unglaublich !! Da wir im Moment nichts ändern können, fahren wir eben unversichert durchs Land.
Der Nationalpark ist durch eine Staubstrasse in gutem Zustand zu erreichen. Ein Stellplatz befindet sich bei einem keinen Fischerdorf, wo aktiv gefischt wird. Der fangfrische Fisch kann für wenig Geld entweder erworben oder in einem kleinen Freiluftrestaurant direkt verzehrt werden.Im Park kann gewandert oder mit dem Fahrrad gefahren werden. Die Gegend ist Wüste und trotzdem findet man blühende Pflanzen, Kakteen und Guanacos und Füchse, die wir alle sahen.
Die Weiterfahrt durch die Atacama bringt uns nach 350 Km zur Wüstenmetropole Antofagasta. Wir durchfahren dabei ein Gebiet, wo der Pazifik mit seinem Küstennebel Feuchtigkeit bringt und die Wüste mit grünen Büscheln bewachsen lässt. In Antofagasta schaffen wir es endgültig, mit tatkräftiger Hilfe des Automobilclubs Chile, Paulchen zu versichern. Auch hier ist festzustellen wie rasant die Stadtentwicklung war, da ich schon 1990 mal hier war. Freundliche Leute gibt es hier auch. Am Strand werden wir von ein paar Chilenen zu einer curanto en olla eingeladen. Sie bereiten in einer riesigen Pfanne ein Gericht mit vielen verschiedenen Muscheln, Schweine - und Hühnerfleisch, Wurst und Fisch, das Ganze über Feuer mit Weißwein, Knoblauch und Zitronensaft gekocht. Ein gelungener Abend.

Da wir nicht bis Arica fahren wollen, biegen wir ab nach Calama, wo wir die riesige Kupfermine Chuquicamata besichtigen und San Pedro de Atacama besuchen wollen.
Das Minendorf Chuquicamata existiert nur noch als Geisterdorf, da die Arbeiter und ihre Familien nach Calama umgesiedelt wurden. Es existieren insgesamt drei Minen hier : Mina Sur und Norte sowie Mina Chuquicamata. Das Kupfer wird im Tagebau in einem riesigen amphitheaterähnlichen Loch durch überdimensionale Bagger und Transportfahrzeuge abgebaut. Das Loch ist 4,5 Km lang , 2.5 Km breit und ca. 1 Km tief. Das Loch wird noch größer, wenn 2010 Mina Sur und Chuqui zusammenwachsen. Ca. 8000 Menschen finden hier Arbeit, Schichtbetrieb und um die Uhr. Das Kupfergestein wird zermalen, von Sedimenten getrennt und geschmolzen. Man erhält fast reines Kupfer, 99,8 %.
Eigentümerin ist die chilenische Codelco und einen Spruch haben wir entdeckt :
Cobre para chile riqueza para Calama. ( Kupfer für Chile, Reichtum für Calama )
Zu erwähnen wäre noch , das es in Chuquicamata am 6.2.2006 das letzte Mal geregnet hat.
Von Calama aus hatten wir das Glück ein kleines Wüstendorf Ayquina zu besuchen, wo am 7. und 8. September zu Ehren der ortsansässigen Jungfrau Guadeloupe ein wildes Tanz-und Maskenfest mit Jahrmarkt stattfindet. Seht Euch mal die Fotos an und stellt Euch noch Trommeln und Flöten vor.
San Pedro de Atacama hat sich mittlerweile sehr touristisch entwickelt, aber es ist möglich von hier aus viele Ausflüge zu unternehmen. Wir waren in Calama bereits 2400 m hoch und haben uns ein paar Tage akklimatisiert. Deshalb ist es auch möglich ohne große Probleme Lagunen in 4200 m Höhe zu besuchen.
Etwas außerhalb von San Pedro haben wir kurz vor Dunkelheit den schönen Platz Oasis Alberto Terrazas oder auch Pozo 3 aufgesucht, der aber schon geschlossen war und erst um 9 Uhr am nächsten Tag wieder öffnen sollte. Bei der chilenischen Pünktlichkeit waren wir etwas skeptisch.Aber Punkt 9 rückte die Mannschaft an, die aus der Chefin und zwei weiteren Frauen bestand. Der Platz hat mitten in der Wüste ein Schwimmbad, welches mit Wasser aus der Kordillere gespeist wird. Das Schwimmbad wird abends geleert und das Wasser bewässert die Oase.
Örtlich liegt San Pedro am Salar de Atacama umgeben von superhohen Vulkanen, wie z.B. dem Licancabur 5916 m. Der Salar liegt auf 2300 m ist 3000 Quadratkilometer groß und wird vom stark mineralischen Rio San Pedro und unterirdischen Zuflüssen gespeist, die aus dem Becken nicht abfließen können und verdunsten. An der Oberfläche setzt sich eine stark salzhaltige Schicht ab, die stark mit Lehm vermischt ist und in verschiedenen Farben in der Sonne glänzt. An einigen Stellen ist die Oberfläche durchbrochen und offen. Es sind kleine Lagunen, die vor allem Flamingos Lebensraum bieten.

Wir haben zweimal das Valle de Luna ( Tal des Mondes ) besucht einer Landschaft die vormals ein Meer war, dessen Boden bei seismischen Erschütterungen nach oben gedrückt und aufgefaltet wurde. Das ganze Wüstenszenario ist vorhanden :
Eine Salzkordillere, Sanddünen und bizarre Felsformationen mit Kristallen, die in der Sonne glitzern. Bei Sonnenuntergang wird der Licancabur und die umliegende Gegend zunächst gelborange, dann tiefrot später violett am Ende dunkelblau bis der Mond alles in ein fahles Licht taucht. Wir hatten Glück : Es war Vollmond !!
Ein weiterer Ausflug ging über Toconao zur Laguna Chaxa und weiter auf den Altiplano über Socaire zu den Lagunen Minique und Miscanti.
Toconao und Socaire sind kleine Oasen mit wunderschönen kleinen Kirchen und Glockentürmen und malerisch vor der Andenkette gelegenen Friedhöfen.
In der Laguna Chaxa im Salar de Atacama haben wir viele Flamingos und andere Vögel,wie z.B. Sandpfeifer beobachtet. Es herrscht an diesem Ort eine unbeschreibliche Stille.
Etwas gestört wurde diese Idylle durch eine Gruppe von Amerikanerinnen und deren Kommentaren, die uns jedoch schmunzeln ließen.
Die Gruppe stand neben uns und blickte wie wir auf einige Flamingos und etliche kleine graubraune Sandpfeifer.
Übersetzt ergab sich folgender Dialog :
1:Oh,guck mal die vielen Flamingos mit ihren Babys. Aber warum sind die
braun ?
2:Ja,erst sind sie so, aber wenn sie groß sind werden sie weiß.
Es ist müßig zu erwähnen, dass Sandpfeifer und Flamingos vollkommen verschiedene Arten sind und dieses selbst für wenig naturgeprägte Menschen ersichtlich ist.
Eine Staubstrasse die zum Paso de Sico nach Argentinien führt, sowie eine schlechte Sand - Fels und Schotterpiste hat das schnaufende Paulchen und uns auf eine Höhe von 4200 m gebracht. Wenn man die ca. 7 Km Strecke geschafft hat, eröffnet sich ein atemberaubendes Panorama . Die aus einem lange zurückliegenden Vulkanausbruch der Vulkane Minique und Miscanti entstandenen gleichnamigen Lagunen liegen eingebettet tiefblau schimmernd in einer großartigen Gebirgskulisse. Auch hier sahen wir Flamingos, Guanacos und Füchse.
Zweimal haben wir in 3600 m Höhe mit tollen Blick auf den Salar mit den glitzernden Salzlagunen und den umliegenden Bergen übernachtet. Nachts wurde es kalt. Die Temperaturunterschiede Tag/Nacht sind groß.
Eine Erholung von der Wüste gibt es im Valle de Jere besonders zu dieser Zeit jetzt im September, da hier der Frühling beginnt, und die Bäume die ersten Blüten und Blätter zeigen.
Mittlerweile sind wir wieder in Calama und freuen uns auf das morgige Unabhängigkeitsfest Chiles.

Sonntag, 20. Juli 2008

Die letzten Tage in und Eindrücke aus Mexico

Unsere Tage in Chiapas und speziell in San Cristobal de las Casas neigten sich dem Ende zu. Erstmals haben wir einen netten Kontakt mit einer Berliner Familie gehabt, die mit einem Mercedes 207 und zwei kleinen Kindern von Panama dorthin kamen. Außerdem haben wir ein Museum der Maya-Medizin besucht und uns in der Apotheke mit einigen Naturmedikamenten versorgt.

Am 5.7. sind wir an die Pazifikküste Pueblo Puerto Arista mit Zwischenstopp in Tuxla Gutierrez und einer Besichtigung mittels Bootsfahrt des Canyon del Sumidero gefahren. Der Canyon war sehr beeindruckend zeigte aber auch das Müllproblem Mexicos insbesondere Plastikflaschen, die nicht verrotten.

Puerto Arista ist ein in der Nebensaison verschlafenes Nest. Erwähnenswert aus unserer Sicht sind aber trotzdem einige Dinge :

Unser Übernachtungsplatz auf Joes Campground ( ein Kanadier der vor ca. 30 Jahren dorthinkam ) lag idyllisch in einem Palmenhain einen Steinwurf entfernt vom Pazifik. Von unserem Platz haben wir einen ca. 7-8 jährigen Jungen beobachtet, der schwer auf einem Maisfeld arbeitete. Dieser hat von uns ein Spielzeugauto geschenkt bekommen. Dieses Spielzeug und noch viele andere hat uns Timo, ein 8 jähriger Junge zum verteilen hier in Mexico oder anderswo mitgegeben. Wir finden es super, dass sich Timo von seinen Sachen getrennt hat um sie hier Kindern zu geben die vielleicht niemals ein Spielzeug bekommen können. Mit dem Spielzeugauto wurde direkt mit allen Geschwistern gespielt.

Direkt am Strand befanden sich einige Restaurants in denen man eine super Ceviche essen konnte. Ceviche ist in Limonensaft eingelegter roher Fisch pikant gewürzt und gereicht mit einem Gemisch aus Zwiebeln, Tomaten und Cilantro und verschiedenem mehr .

Bekannt ist die Gegend um Puerto Arista auch wegen der hier Eier ablegenden Meeresschildkröten. Besucht haben wir eine staatlich geförderte Aufzuchtstation am Strand, die dafür sorgt, dass die kleinen Meerestiere auch ins Wasser kommen.

Am 8.7. sind wir durch Berglandschaft mit einigen überschwemmten Dörfern im Tal nach Oaxcaca ( sprich Oahaca ) gefahren. Die Stadt liegt in den Gebirgszügen der Sierra Madre, die teils über 3000 m aufragen.Sie ist Weltkuturerbe. Der gleichnamige Staat ist ein Spiegelbild der verschiedenen Gesichter Mexicos. Fruchtbare Gebiete aber auch Landesteile wo nur Agaven und Kakteen wachsen, das niedrigste Pro Kopf Einkommen im Vergleich zu anderen mexicanischen Bundesstaaten und ein niedriges industrielles Niveau sowie eine grosse ethnische Vielfalt : Oaxaca ist Indigenaland, die gößten Bevölkerungsgruppen sind die Zapoteken und die Mixteken.. Altes Brauchtum und kulturelle Traditionen werden hier noch gepflegt und gelebt. Wir haben selbst gesehen, das die Stadt ein kulturelles Zentrum ist, wo Musik, Tänze, Trachten und Kunsthandwerk im Leben der Menschen eine grosse Rolle spielen.

Zu erwähnen ist noch die Hauptstadt des Mezcal ( Agavenschnaps mit Wurm) Matatlan, wo die Agaven mit Pferdekraft ausgepresst,fermentiert und dann gebrannt werden.

Wir haben in Oaxaca und Umgebung viele Eindrücke gehabt: Im Rahmen der Guelaguetza 2008 einen Kindertanzmarsch zum Zocalo ( Hauptplatz Treffpunkt einer jeden Stadt ) mit leider verregneter Abschlußveranstaltung im Freilichtauditorium, Musik auf dem Zocalo und durch Ausflug in die Umgebung den Riesenbaum von Tule ( 58 m Umfang ), die versteinerten Wasserfälle von Hierve del Agua, den Besuch eines Weberdorfes Teotitlan, die Ausgrabungsstätten Monte Alban und Mitla und eine Mezcalbrennerei.Nicht zu vergessen ist der Mercado im Zentrum der Stadt. Dort kann man für kleines Geld direkt vom Grill essen, was manchen Touristen sehr suspekt erschien ,die dann mit gerümpften Nasen an uns uns vorbeischlichen, ungläubig das man hier überhaupt essen kann.

Am 15.7. hat dann unsere Vorbereitung für die Verschiffung von Paulchen nach Chile begonnen. Wir sind über die nicht ungefährliche Mex 150 D ( viele Erdrutsche und Unfälle ) nach Puebla gefahren und haben hier bei angenehmen Temperaturen, wegen der Höhe von 2100 m, den Wagen versandfertig gemacht.

Am 17.7.haben wir den Abgabetermin 22.7.vom Agenten in Veracruz erhalten und werden morgen am 21.7. dorthin fahren. Paulchens Reise wurde problemlos bei Pantaenius in Hamburg versichert.

Unsere Reise bis zur Ankunft des Autos in Chile hat noch mehere Optionen : Wir können nach Guatemala und dort noch die Mayastätte Tikal im Urwald besichtigen,oder nach Ecuador und von dort zu den Galapagosinseln und dann weiter nach Peru und Machu Pichu .

In unserem nächsten Bericht werden wir schreiben, was wir gemacht haben.