Montag, 29. September 2008

Unser Weg nach Chile und in den Norden von Chile

Nachdem wir von der Agentur NAD am 17.7. den genauen Abgabetermin von Paulchen erfahren hatten, konnten wir endlich beginnen den Wagen versandfertig zu machen. Für die die es noch nicht wissen, wir müssen unsere beiden Boxen vom Dach und von hinten auspacken abmontieren , die Schränke in Innern auspacken und nach unten in die Staukästen packen und dann kurz vor Abfahrt die beiden Boxen im Paulchen seefertig verstauen. Das hat den Vorteil, dass keiner mehr an unsere Schränke kommt oder nur mit sehr viel Aufwand.
Am 21.7.war alles fertig und wir sind von Puebla nach Veracruz dem Verschiffungshafen gestartet. Natürlich haben wir uns vorher von allen verabschiedet : der Senora Rosita vom Campingplatz, dem Nightwatch dem wir unseren Ventilator geschenkt haben und den Vierbeinern.
In Veracruz haben wir alles super angetroffen. Wir haben ein prima Zimmer im Hotel Oriente im Zentrum bekommen mit Blick auf den Abfahrtsort der Fähre im Hafen und Paulchen konnte in der Hotelgarage seinen letzten mexikanischen Stopp einlegen. Das Schwesterschiff der Rio Imperial , die Oregon Highway , war bereits da und wir haben von der Agentur NAD erfahren, dass wir Paulchen morgen oder übermorgen abgeben können.
Bis zum Abgabetermin haben wir die Zeit in Veracruz gut genutzt. Einerseits kann man hier alles genießen: es gibt Marimbakapellen am Zocalo ,gutes Essen in den vielen Restaurants und geschäftiges Treiben in der Hafengegend. Wir haben uns andererseits mit der weiteren Planung beschäftigt wenn Paulchen unterwegs ist. Leider waren die Galapagosinseln ausgebucht und wir fliegen über Mexiko City nach Lima/ Peru und versuchen dort Machu Pichu zu besuchen. Nach mehreren Preisvergleichen haben wir dann am für den 27.7. unseren Flug nach Lima und ein Hotel namens Blue Star gebucht.
Von unserer Agentur NAD sind wir dann am 24.7.morgens um 8 Uhr 30 mit einem Begleitfahrzeug abgeholt worden und haben Paulchen beim mexikanischen Zoll ausklariert und im Hafen abgeben. Jetzt sind wir ohne unseren gewohnten fahrbaren Untersatz.
Es war aber wie ein Sechser im Lotto als wir Paulchen im Laderaum des Schiffes entdeckten.
Mit unserer Agentur waren noch mehrere Gespräche notwendig um den genauen Rechnungsbetrag zu erfahren aber am 27.7. sind wir dann mit einem Taxi um 16 Uhr 30 zum Flughafen gestartet und wären bald nicht angekommen, da der Taxifahrer Busterminal verstanden hatte, aber es hat dann doch geklappt. Um 18 Uhr 50 sind wir mit Ziel Mexiko City gestartet und um 20 Uhr dort angekommen. Der Weiterflug nach Lima war planmäßig für 23 Uhr 50 vorgesehen. Es kam jedoch alles anders. Lan Peru hatte Riesenverspätung und wir sind erst um 3 Uhr 30 gestartet. Für die Verspätung haben wir einen Essensgutschein erhalten waren aber natürlich geschafft als wir um 8 Uhr 30 in Lima gelandet waren. Wegen unserer Müdigkeit wurden wir dann sogleich von einem Abzockertaxi eingeladen . Zu guter Letzt behauptete auch das von uns bereits durch Kreditkarte bezahlte Hotel kein Geld erhalten zu haben.
Nachdem alles geklärt war und wir uns etwas ausgeruht hatten machten wir uns auf die Suche nach etwas Essbarem. Ein Straßenarbeiter den wir nach einem guten und nicht so teuren Restaurant gefragt hatten gab uns einen guten Tipp. Das Restaurant wurde von Indigenas geführt, das Essen war sehr gut und die Stimmung ebenfalls, da Peru an diesem Wochenende den Tag der Unabhängigkeit (167 Jahre ) feierte. Eine Kapelle bestehend aus zwei Gitarristen, einem Flötenspieler und einer Sängerin spielte Folklore in der Sprache Quechua und die Leute im Lokal waren gut drauf. Häufig wurde nach Liedern “Viva Peru “gerufen, gelacht und mitgesungen.
Nach einer erholsamen Nacht im Hotel sind wir dann wieder in das Lokal zum Frühstück gegangen und waren sehr überrascht, dass das Restaurant bereits um 10 Uhr voll war und in Peru Frühstück wohl komplettes Mittagessen ist und auch wir waren nach Chicharones con patatas y mais pappsatt. Per Taxi sind wir dann ins Zentrum von Lima gefahren und der nette Taxifahrer hat sich bei seinen Landsleuten für uns nach einem offenen Reisebüro ( es war schließlich Sonntag ) erkundigt, da wir ja unseren Trip nach Machu Pichu und unseren Weiterflug nach Santiago buchen wollten. Das Reisebüro sollte ein Stück weiter am Plaza San Martin sein und wir sind zu Fuß durch die Fußgängerzone dorthin gegangen. Gefunden haben wir dann ein “ Reisebüro “ namens Sakura Travel S.A.G. welches unseren Vorstellungen von einem Reisebüro überhaupt nicht entsprochen hat. Es war ein langer Schlauch von 3 Metern mal 1.50 , ohne Computer und wurde von einem zahnlosen Chinesen der spanisch sprach geführt. Aber wir sind dort gut beraten worden, der Preis stimmte und irgendwie hat es der Chinese geschafft uns die elektronischen Tickets bei einem Freund, der einen Computer hatte zu übergeben. Bezahlt wurde die Reise sofort teilweise in bar und wir mussten deshalb einige Geldautomaten melken. Verabredet war, dass wir um 8 Uhr 15 am Hotel abgeholt und zum Flughafen gebracht werden sollten.
Den restlichen Sonntag haben wir dann im Zentrum verbracht, Plaza de Armas und umliegende Strassen. Die Menschen sind alle sehr freundlich und auch besorgt, da wir mal wieder gewarnt wurden weiter in ein Barrio zu laufen da es dort nicht sicher sei.
Wir waren sehr gespannt, ob wir tatsächlich um 8 Uhr 15 abgeholt würden aber alles klappte wie am Schnürchen. Punkt 8 Uhr 15 kam ein Taxi mit unseren Chinesen und seinem Kumpel und übergab uns die notwendigen Unterlagen für die gebuchte Reise. Die Tickets für den Weiterflug nach Santiago wollte er uns am Flughafen nach der Rückkehr von Cusco übergeben. Mit seinem Kumpel sind wir dann per Taxi in einer Höllenfahrt durch Lima erst zum Geldautomaten, da wir ja den Rest noch zahlen mussten, und dann zum Flughafen gerast. Im übrigen : die Spritpreise in Peru sind gigantisch hoch. Ein Liter Diesel kostet umgerechnet ca. 4 Euro, Benzin gleichfalls. Unsere Taxi fuhr bereits mit Flüssiggas, das war spottbillig. Um 11 Uhr 50 sind wir dann von Lima ( fast Meershöhe ) nach Cusco
( 3400 m über Meereshöhe ) geflogen und wurden am Flughafen von Julius Cesar auf deutsch begrüßt, da er deutsch lernen wollte. Julius Cesar war unser Ansprechpartner für die Reise und supernett ( seht Euch auch die Fotos an ). Ohne große Pause nach einem Tee mit Cocablättern gegen die Höhenkrankheit sind wir dann zu ersten Tour gestartet. Für uns war das Programm etwas anstrengend, da einige Strecken zu laufen waren und wir noch nicht akklimatisiert waren. Bei dieser ersten Tour haben wir eine Rundfahrt durch Cusco gemacht
( sehenswerte Stadt ) und vier Ruinen aus der Inkazeit besichtigt. Nach unserer Rückkehr ins Hotel Inka Andina hat uns dann Julio die Einzelheiten für die nächste Tour ins heilige Tal der Inka erläutert, die am 31.7. stattfinden sollte.
Gestartet sind wir dann um 8 Uhr 20 waren den ganzen Tag unterwegs und erst um 21 Uhr wieder im Hotel. Besucht haben wir das Städtchen Pisaq mit seinem Kunstmarkt und die verschiedenen Spuren der Inka im heiligen Tal. Es ist immer wieder erstaunlich wie hochstehend diese Kultur gewesen ist. Staunend sehen wir die passgenaue Architektur, erfahren, dass Ackerbau auch heute noch in Terrassenform wie zur Inkazeit organisiert ist und erfahren viel über die supergenauen Astronomiebeobachtungen der Inkas. Dazu kommt natürlich noch die Hochgebirgsgegend in der sich alles abgespielt hat.
Am 1.8. sind wir um 6 Uhr 15 zu unserer Tour nach Machu Pichu abgeholt worden. Eines sei vorweg gesagt : Natürlich ist eine Tour nach Machu Pichu sehr touristisch organisiert, aber es ist nun mal so, dass viele Menschen das Weltkulturerbe Machu Pichu sehen wollen und dies erfordert eine gute Organisation.
Zuerst sind wir von Cusco per Bus zur Eisenbahnstation Ollantaytambo im heiligen Tal gebracht worden, dann per Zug nach Agua Calientes und dann wieder per Bus hinauf nach Machu Pichu. Wenn man dann noch ein paar Meter zu Fuß gegangen ist, steht man überwältigt und staunend vor der Inkastadt Machu Pichu. Ein wahrhaft magischer Ort, lange zwar bekannt bei Einheimischen aber unentdeckt und von Dschungel überwuchert, dann nach Entdeckungen geschützt und vom peruanischen Staat konserviert. Diese Geschichte erklärt, warum Machu Pichu nicht unversehrt aber sehr gut erhalten geblieben ist. Die malerische Lage und die trotz der vielen Besucher ruhige Atmosphäre ( man lässt maximal 400 Menschen auf einmal hinein, die sich dann in den Ruinen verlieren ) rechtfertigt auch den Aufwand um hierher zu kommen. Nach ausreichender Besichtigungszeit mit Gelegenheit auch den Ort auf sich wirken zu lassen begann dann für uns zufrieden die Rückfahrt nach Cusco per Bus und Eisenbahn. Die Bahn muss von großer Höhe nach Cusco runter im letzten Stück und bewältigt dieses im Vorwärts - und Rückwärtsgang.
Nach Abschied von Julio Cesar, den wir noch zu einem Kaffee und Sandwich einladen und der uns noch viel über das Leben in Cusco/ Peru erzählt z.B. dass er mit seinen Trinkgeldern seine Deutschkurse bezahlt, dass er lange Zeit in einem Haus ohne Fenster gelebt hat, da kein Geld dafür da war und dass er immer befürchten muss, seine Arbeit zu verlieren sind wir dann mit geringer Verspätung nach Lima zurückgeflogen . Superzuverlässig stand dort unser zahnloser Chinese und hat uns die elektronischen Tickets für Santiago übergeben.
Bis zum pünktlichen Abflug mit Taca Airlines nach Santiago um 21 Uhr 40 haben wir die Möglichkeit genutzt noch mal ins Internet zu gehen bzw. zu telefonieren. Dabei haben wir zu unserer Überraschung erfahren müssen, dass die Seetransportversicherung für Paulchen noch nicht die Police geschickt hat und die Versicherung somit auch noch nicht bezahlt wurde. Später hat sich herausgestellt, dass der Bearbeiter bei Pantaenius erkrankt war, aber Paulchen trotzdem versichert war.
Der Flug nach Santiago war ruhig und bis auf die Landung problemlos. Erst gibt der Kapitän bekannt, dass am Flughafen von Santiago miese Sicht ist und er deshalb möglicherweise nach Mendoza ( Argentinien ) ausweichen muss. Dann aber gibt er die Landungsfreigabe des Towers durch und versucht die Landung. Als wir fast unten sind startet die Maschine plötzlich durch und wieder oben , sagt der Kapitän jetzt gehe es nach Mendoza. Ich sitze am Fenster und sehe, dass die Flugbahn der Maschine aber genauso ist wie beim ersten Mal und da es unmöglich ist, dass Mendoza bei Santiago liegt ist klar das der Kapitän es noch mal versucht. Diese Landung klappt, Beifall kommt auf , aber dann verfährt sich der Kapitän auf dem Flughafen, da er nicht abgeholt wird. Nach drei Ehrenrunden sind wir dann glücklich um 3 Uhr angekommen.
Patty, die Leiterin des Colegios Penihuen, und ihr Mann Henry haben uns freundlich empfangen und in die Wohnung von Enrique ( Sohn von Patty ) gefahren, wo wir in unserer Zeit in Santiago untergebracht sind.
Gut ausgeschlafen ( bis 11 Uhr 30 ) sind wir dann mit Patty in eine große Mall gegangen und sie hat uns erklärt, wie die Verkehrssysteme in Santiago jetzt organisiert sind. Es hat sich seit unserem letzten Besuch viel verändert. Die kleinen Microbusse, auch mitverantwortlich für die Luftverschmutzung, gibt es nicht mehr, dafür U-Bahn und Metrobusse sowie Collectivos. Collectivos sind Pkws die man anhalten kann und die bestimmte Fahrtrouten abfahren. Nach dem Rundgang in der Mall haben wir dann einen Sportpark (Parque Araucana ) besucht und Enrique persönlich kennen gelernt.
Unsere Zeit in Santiago wollen wir folgendermaßen nutzen : Da Paulchen noch unterwegs ist brauchen wir für die Ankunft in San Antonio einen Schiffsagenten und für das Paulchen einen Versicherung für Chile. Außerdem müssen wir noch die Passage des Kfz bezahlen. Wenn wir das erledigt haben, sehen wir uns bei den Projekten um, die der Verein für Chile unterstützt.
Der obengenannte erste Teil gestaltet sich recht schwierig und ist zum Teil äußerst ärgerlich.
Zunächst suchen wir am 4.8. verschiedene Agenten auf. Direkt der erste will uns regelrecht abzocken. Senor Salas in der Calle Huerfanos verlangt für den Service zunächst 1000 US-Dollar, nachdem Birgit protestiert will er es für 750 richten außerdem müssten wir unsere Papiere bei einem Notar bestätigen lassen. Nach diesem erstaunlichen Preisverfall innerhalb von 2 Minuten hauen wir ab. Beim zweiten Agenten haben wir mehr Glück. Er macht einen kompetenten Eindruck, ein Notar ist schon gar nicht erforderlich und der Preis beträgt jetzt 500 Dollar. Teil eins unserer persönlichen Aufgaben ist erledigt.
Frohgemut starten wir am 5.8. um die Reederei CSAV zu bezahlen. Die Passage war nicht gerade billig und wir müssen 3366 Dollar = 1 721 000 Pesos aufbringen. Dieses Geld verlangt die Reederei in bar, an sich schon erstaunlich aber durchaus üblich. Unsere gute Laune verfliegt sehr schnell da wir merken, dass sich alle Banken weigern uns die Summe zu geben. Nach langem hin und her ist die Banco de Chile bereit uns 1000 Dollar zu geben . Unser Hinweis, dass unsere Konten in Deutschland gedeckt sind fruchtet nicht. Bei allen anderen , Santander, Scotiabank, Banco del Estado und einer sogenannten Transbank, die aussieht wie eine Apotheke bekommen wir nur den Verweis auf die Geldautomaten. Nach sechs Stunden hatten wir 1,1 Millionen Pesos zusammen, unsere Frachtpapiere bekommen wir aber erst, wenn die komplette Summe bezahlt ist, Teilzahlungen sind auch unmöglich. Am 6.8. pumpen wir die fehlende Summe aus den Automaten, der Barkassierer bei der Reederei prüft alles noch mal penibelst, dann haben wir die Frachtpapiere und übergeben diese an unseren Agenten. Unser Paulchen soll am 10.8. um 6 Uhr morgens in San Antonio ankommen, wir werden uns am 11.8. dorthin bewegen.
Unsere ersten Versuche eine Autoversicherung am 7.8. zu bekommen schlagen fehl und es deuten sich weitere Schwierigkeiten an.
An diesem Tag besuchen wir aber auch das erste Projekt. Wir treffen Beatriz Brinkmann die in der Organisation Cintras arbeitet. Cintras betreut die Menschen deren Angehörige während der Diktatur Pinochets verhaftet und verschwunden sind sowie Folteropfer psychologisch. Dieses Kapitel chilenischer Geschichte ist noch lange nicht aufgearbeitet. Wir erfahren, dass gerade jetzt neue Massengräber mit Menschenknochen in Argentinien gefunden wurden, die möglicherweise von verschwundenen Angehörigen stammen. Es ist eine Kommission eingesetzt, aber die Identifikation gestaltet sich sehr schwierig und wird noch viel Zeit erfordern. Für die von Cintras betreuten Menschen bedeutet dieser Prozess, dass alles wieder präsent ist und neu erlebt wird. Teilweise müssen auch Menschen wieder behandelt werden von denen man annahm sie hätten alles verarbeitet.
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Am 8.8. besuchen wir das Colegio Penihuen Andino in dem Patty Leiterin ist. Der
Verein für Chile und ein Kindergartenverein in Düsseldorf unterstützen seit langen Jahren die Arbeit des jetzigen Colegios. Zunächst entstand ein Kindergarten Antarki , der vornehmlich Kinder aufnahm, deren Eltern unter der Diktatur gelitten hatten. Schon zu dieser Zeit wurde die Arbeit mit den Kindern mit ausgebildeten Kräften und im Vergleich zu anderen Kindergärten verschiedenen Inhalten bestimmt. Schwerpunkte bildeten immer den Kindern ein Verhältnis zur Natur zu vermitteln ( durch eigenen Garten und Tiere ), die Kultur Chiles und hier insbesondere die Kultur der Mapuche sowie die Werke der beiden chilenischen Nobelpreisträger Gabriela Mistral und Pablo Neruda aufzuarbeiten . Die Orientierung der Kinder zu kritischen aber friedlich handelnden Personen stand immer im Vordergrund.
An dieser Zielsetzung hat sich auch im jetzigen Kindergarten und Colegio nichts geändert .
Es hat lange gedauert bis das Colegio neben dem Kindergarten stattlich anerkannt wurde, dies geschah erst vor kurzer Zeit. Colegio bedeutet Vorschule und zur Zeit werden ca. 80 Kinder betreut. Wir werden bei unserem zweiten Besuch hier im September/ Oktober weitere Einzelheiten schildern.

Nachmittags musste Birgit zum Arzt , da sich ihre Sehnenscheidentzündung am rechten Arm nicht besserte. Nach der Behandlung war es zunächst besser, aber es ist noch nicht ganz o.k.
Am 9.8. haben wir dann mit Hilfe von Henry versucht, eine Versicherung für Paulchen zu bekommen. Erst schien alles zu klappen aber dann machte der Computer nicht mit, der die deutsche Passnummer nicht akzeptierte. Erst unser Besuch bei Chilena Consolidada, einer Tochter der schweizer Zurich Versicherung, brachte den ersehnten Erfolg ( dort funktionierte der Computer nicht ) .
Am Nachmittag haben wir dann Carlos und Cecilia besucht, die Projekte mit problematischen Jugendlichen ( Drogen, Kriminalität etc. ) in verschiedenen Poblaciones ( Armenviertel ) betreuen. Auch hierüber werden wir ausführlich nach unserem zweiten Besuch berichten, da wir dann mit Carlos in die Poblaciones gehen werden und weitere Informationen erhalten.
Am Tag danach haben wir dann unsere Rucksäcke gepackt und sind mit Patty, Henry und Enrique nach Pomaire gefahren. Pomaire ist ein Kunsthandwerkerdorf mit wirklich ausgefallenen Sachen. Es wird viel mit dem in der Umgebung gefundenen Ton gearbeitet und fast alles was sich daraus fertigen lässt angeboten. Außerdem gibt es hier Hühner die Eier mit zwei Dottern legen. Trotz unseres Hinweises wir wären mit den Rucksack unterwegs ließ es sich Patty nicht nehmen uns diese Eier samt Transportkorb zu schenken.
Pattys Sohn Enrique hat uns dann mit seinem Auto zum Busterminal gebracht, wo wir den Bus nach San Antonio bestiegen haben. In San Antonio haben wir telefonisch mit Senor Fernandez Kontakt aufgenommen. Senor Fernandez soll uns bei der Zollabfertigung helfen. Zunächst scheint auch alles wie geschmiert zu laufen, doch dann schlägt die chilenische Zollbürokratie zu. Offensichtlich muss ein neues Formular benutzt werden, aber die gesamte Mannschaft des Zoll hat sich mittlerweile zur Siesta verabschiedet ( von 12-3 Uhr ). Nichts ging mehr. Paulchen ist unversehrt angekommen, ein Pinguin und ein Kompressor waren wohl ins Wasser gefallen und nicht mehr da. Die Zollbeamten trudelten nach und nach wieder ein und einer war bereit das erwünschte Formular auszufüllen. Das Ausfüllen dauerte im übrigen ca. 5 Minuten.
Nach weiteren Kontrollen konnten wir endlich gegen 17 Uhr in den Norden Chiles starten. Unsere ursprüngliche Planung bis Valparaiso zu fahren war jedoch gestorben. Wir haben es noch im Hellen bis in die Gegend der Isla Negra, einem Museumshaus des Literaturnobelpreisträgers Pablo Nerudas geschafft und haben einen schönen Stellplatz mit Sicht auf den Pazifik und der Möglichkeit ein Feuerchen zu machen gefunden.
Der Platz heißt Cabanas Las Cruces, wir können uns genügend ausbreiten und das Paulchen reisefertig machen.
Vier Tage haben wir dort verbracht und hatten gleich am ersten Tag jede Menge vierbeinige Freunde, den Chef des Rudels haben wir Schnauz genannt. Schnauz hatte einen ausgeprägten Jagdinstinkt und jagte jedem Vogel am Strand hinterher, gefolgt von der übrigen Rasselbande. Gefährlicher war da schon die Angewohnheit fahrende Autos zu verfolgen und zu verbellen. Wir werden noch sehen ob Schnauz alles überstanden hat, wenn wir bei unserer Rückfahrt dort noch mal Station machen.
Am 15.8. starten wir im strömenden Regen in den Norden und sind heute am 17.9. schon auf den Rückweg in Calama.
In dieser Zeit haben wir folgendes unternommen :
In Laguna Verde können wir beim Haus einer Familie übernachten, da sich der Regen in eine Sintflut verwandelt hat. Paulchen steht dort quasi in einem Schlammbach. Nachdem wir uns mit Eiern aus Pomaire bedankt haben stellen wir bei der Weiterfahrt fest, dass bedingt durch die Wassermassen , viele Bergrutsche passiert sind, die aber die Weiterfahrt nicht behindern. Wir bewegen uns auf der Panamericana Chile der sog. Ruta 5 und fahren zu unserem nächsten Stop dem Valle del Encanto ( Zaubertal ). Das Tal liegt abseits in der Nähe der Stadt Ovalle und war mehrere Jahrhunderte lang Siedlungsgebiet der Molle Indianer, die dort vom 2.bis 7.Jahrhundert n.Chr. gelebt haben. Aus dieser Zeit stammen etwa dreißig Petroglyphen ( Steingravuren ) die in die Talfelsen geritzt oder geschlagen wurden. Insgesamt herrscht im Tal ein besonderes Mikroklima mit verschiedensten blühen Pflanzen und Kakteen. Nachts wird es superdunkel und die Milchstrasse, Planeten und unzählige Sterne sind zu beobachten.
Ein Abstecher brachte uns nach San Pedro de Pichasca, 42 Km hinter Ovalle. Dort befindet sich das Monumento Natural Pichasca , ein Fundgebiet versteinerter Baumstämme und Dinosaurierknochen. Außerdem befindet sich dort ein monumentaler Felsüberhang, genannt Casa Piedra. Dort findet man die ältesten Spuren menschlicher Besiedlung in der Gegend und die Anlage der Siedlungsform erinnert an die Anasasi Indianer in Mesa Verde, Nordamerika.
Unser Versuch nach Vicuna und ins Valle de Elqui zu fahren scheitert, da der Pass Portezuelo Tres Cruces wegen Schnee gesperrt ist.
Nordwärts ging es weiter nach La Serena und Coquimbo. Die Fahrt auf der Ruta 5 scheint nicht ungefährlich zu sein, da wir an unzähligen Gedenkstätten tödlich verunglückter Menschen vorbeifahren. Die Landschaft wird langsam steppen - und wüstenähnlich, wir nähern uns der Atacama Wüste. Coquimbo und La Serena bilden fast schon eine Stadt . In Coquimbo ist insbesondere der Fischmarkt zu erwähnen ( siehe auch Fotos ). La Serena gibt sich kolonial, aber das liegt nicht an den spanischen Eroberern sondern dem damaligen Staatspräsidenten Chiles, Gabriel Gonzalez Videla, der 1950 aus La Serena ein koloniales Musterstädtchen bauen ließ, da er dort geboren war.
Tierisch war dort auch einiges los. Natürlich Hunde, Albatrosse, Seehunde und unseren ersten Humboldt Pinguin.
Der nächste Abstecher brachte uns über 40 Km Staubstrasse in das abgelegene Örtchen Punta de Choros. Von hier ist möglich mit kleinen Fischerbooten den Parque National de los Pinguinos de Humboldt zu besuchen, was wir auch getan haben. Neben den Pinguinen und Seehunden dort sind auch Delphine zu sehen, die beim Naturphänomen El Nino 1978 mit einer warmen Meeresströmung gekommen und geblieben sind, einzigartig in Chile.
Der Campingplatz Memo Ruz liegt traumhaft am Pazifik. Von der Eigentümerin erfahren wir, das hier in unmittelbarer Nähe zum Nationalpark mit seiner einmaligen Tier- und Pflanzenwelt drei Kohlekraftwerke geplant sind, die ihr Kühlwasser aus dem Pazifik entnehmen sollen und es später erwärmt wieder zurückleiten wollen. Es gibt in den beiden Dörfern eine Gegenbewegung die wohl den Bau zweier Kraftwerke verhindern können.
Über Bahia Iglesa und einem Abstecher nach Alto del Carmen, wo die Weinreben schon Blätter haben fahren wir weiter in den Parque National Pan de Azucar. Da wir eine Möglichkeit zum checken unserer e-mails hatten, wissen wir jetzt, das
Paulchen nicht versichert ist, da der Bearbeiter der Chilena Consolidada zu seinem Bedauern mitteilt, dass ausländische Fahrzeuge in Chile nicht versichert werden können. Unglaublich !! Da wir im Moment nichts ändern können, fahren wir eben unversichert durchs Land.
Der Nationalpark ist durch eine Staubstrasse in gutem Zustand zu erreichen. Ein Stellplatz befindet sich bei einem keinen Fischerdorf, wo aktiv gefischt wird. Der fangfrische Fisch kann für wenig Geld entweder erworben oder in einem kleinen Freiluftrestaurant direkt verzehrt werden.Im Park kann gewandert oder mit dem Fahrrad gefahren werden. Die Gegend ist Wüste und trotzdem findet man blühende Pflanzen, Kakteen und Guanacos und Füchse, die wir alle sahen.
Die Weiterfahrt durch die Atacama bringt uns nach 350 Km zur Wüstenmetropole Antofagasta. Wir durchfahren dabei ein Gebiet, wo der Pazifik mit seinem Küstennebel Feuchtigkeit bringt und die Wüste mit grünen Büscheln bewachsen lässt. In Antofagasta schaffen wir es endgültig, mit tatkräftiger Hilfe des Automobilclubs Chile, Paulchen zu versichern. Auch hier ist festzustellen wie rasant die Stadtentwicklung war, da ich schon 1990 mal hier war. Freundliche Leute gibt es hier auch. Am Strand werden wir von ein paar Chilenen zu einer curanto en olla eingeladen. Sie bereiten in einer riesigen Pfanne ein Gericht mit vielen verschiedenen Muscheln, Schweine - und Hühnerfleisch, Wurst und Fisch, das Ganze über Feuer mit Weißwein, Knoblauch und Zitronensaft gekocht. Ein gelungener Abend.

Da wir nicht bis Arica fahren wollen, biegen wir ab nach Calama, wo wir die riesige Kupfermine Chuquicamata besichtigen und San Pedro de Atacama besuchen wollen.
Das Minendorf Chuquicamata existiert nur noch als Geisterdorf, da die Arbeiter und ihre Familien nach Calama umgesiedelt wurden. Es existieren insgesamt drei Minen hier : Mina Sur und Norte sowie Mina Chuquicamata. Das Kupfer wird im Tagebau in einem riesigen amphitheaterähnlichen Loch durch überdimensionale Bagger und Transportfahrzeuge abgebaut. Das Loch ist 4,5 Km lang , 2.5 Km breit und ca. 1 Km tief. Das Loch wird noch größer, wenn 2010 Mina Sur und Chuqui zusammenwachsen. Ca. 8000 Menschen finden hier Arbeit, Schichtbetrieb und um die Uhr. Das Kupfergestein wird zermalen, von Sedimenten getrennt und geschmolzen. Man erhält fast reines Kupfer, 99,8 %.
Eigentümerin ist die chilenische Codelco und einen Spruch haben wir entdeckt :
Cobre para chile riqueza para Calama. ( Kupfer für Chile, Reichtum für Calama )
Zu erwähnen wäre noch , das es in Chuquicamata am 6.2.2006 das letzte Mal geregnet hat.
Von Calama aus hatten wir das Glück ein kleines Wüstendorf Ayquina zu besuchen, wo am 7. und 8. September zu Ehren der ortsansässigen Jungfrau Guadeloupe ein wildes Tanz-und Maskenfest mit Jahrmarkt stattfindet. Seht Euch mal die Fotos an und stellt Euch noch Trommeln und Flöten vor.
San Pedro de Atacama hat sich mittlerweile sehr touristisch entwickelt, aber es ist möglich von hier aus viele Ausflüge zu unternehmen. Wir waren in Calama bereits 2400 m hoch und haben uns ein paar Tage akklimatisiert. Deshalb ist es auch möglich ohne große Probleme Lagunen in 4200 m Höhe zu besuchen.
Etwas außerhalb von San Pedro haben wir kurz vor Dunkelheit den schönen Platz Oasis Alberto Terrazas oder auch Pozo 3 aufgesucht, der aber schon geschlossen war und erst um 9 Uhr am nächsten Tag wieder öffnen sollte. Bei der chilenischen Pünktlichkeit waren wir etwas skeptisch.Aber Punkt 9 rückte die Mannschaft an, die aus der Chefin und zwei weiteren Frauen bestand. Der Platz hat mitten in der Wüste ein Schwimmbad, welches mit Wasser aus der Kordillere gespeist wird. Das Schwimmbad wird abends geleert und das Wasser bewässert die Oase.
Örtlich liegt San Pedro am Salar de Atacama umgeben von superhohen Vulkanen, wie z.B. dem Licancabur 5916 m. Der Salar liegt auf 2300 m ist 3000 Quadratkilometer groß und wird vom stark mineralischen Rio San Pedro und unterirdischen Zuflüssen gespeist, die aus dem Becken nicht abfließen können und verdunsten. An der Oberfläche setzt sich eine stark salzhaltige Schicht ab, die stark mit Lehm vermischt ist und in verschiedenen Farben in der Sonne glänzt. An einigen Stellen ist die Oberfläche durchbrochen und offen. Es sind kleine Lagunen, die vor allem Flamingos Lebensraum bieten.

Wir haben zweimal das Valle de Luna ( Tal des Mondes ) besucht einer Landschaft die vormals ein Meer war, dessen Boden bei seismischen Erschütterungen nach oben gedrückt und aufgefaltet wurde. Das ganze Wüstenszenario ist vorhanden :
Eine Salzkordillere, Sanddünen und bizarre Felsformationen mit Kristallen, die in der Sonne glitzern. Bei Sonnenuntergang wird der Licancabur und die umliegende Gegend zunächst gelborange, dann tiefrot später violett am Ende dunkelblau bis der Mond alles in ein fahles Licht taucht. Wir hatten Glück : Es war Vollmond !!
Ein weiterer Ausflug ging über Toconao zur Laguna Chaxa und weiter auf den Altiplano über Socaire zu den Lagunen Minique und Miscanti.
Toconao und Socaire sind kleine Oasen mit wunderschönen kleinen Kirchen und Glockentürmen und malerisch vor der Andenkette gelegenen Friedhöfen.
In der Laguna Chaxa im Salar de Atacama haben wir viele Flamingos und andere Vögel,wie z.B. Sandpfeifer beobachtet. Es herrscht an diesem Ort eine unbeschreibliche Stille.
Etwas gestört wurde diese Idylle durch eine Gruppe von Amerikanerinnen und deren Kommentaren, die uns jedoch schmunzeln ließen.
Die Gruppe stand neben uns und blickte wie wir auf einige Flamingos und etliche kleine graubraune Sandpfeifer.
Übersetzt ergab sich folgender Dialog :
1:Oh,guck mal die vielen Flamingos mit ihren Babys. Aber warum sind die
braun ?
2:Ja,erst sind sie so, aber wenn sie groß sind werden sie weiß.
Es ist müßig zu erwähnen, dass Sandpfeifer und Flamingos vollkommen verschiedene Arten sind und dieses selbst für wenig naturgeprägte Menschen ersichtlich ist.
Eine Staubstrasse die zum Paso de Sico nach Argentinien führt, sowie eine schlechte Sand - Fels und Schotterpiste hat das schnaufende Paulchen und uns auf eine Höhe von 4200 m gebracht. Wenn man die ca. 7 Km Strecke geschafft hat, eröffnet sich ein atemberaubendes Panorama . Die aus einem lange zurückliegenden Vulkanausbruch der Vulkane Minique und Miscanti entstandenen gleichnamigen Lagunen liegen eingebettet tiefblau schimmernd in einer großartigen Gebirgskulisse. Auch hier sahen wir Flamingos, Guanacos und Füchse.
Zweimal haben wir in 3600 m Höhe mit tollen Blick auf den Salar mit den glitzernden Salzlagunen und den umliegenden Bergen übernachtet. Nachts wurde es kalt. Die Temperaturunterschiede Tag/Nacht sind groß.
Eine Erholung von der Wüste gibt es im Valle de Jere besonders zu dieser Zeit jetzt im September, da hier der Frühling beginnt, und die Bäume die ersten Blüten und Blätter zeigen.
Mittlerweile sind wir wieder in Calama und freuen uns auf das morgige Unabhängigkeitsfest Chiles.

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