Sonntag, 16. November 2008

Richtung Süd Argentinien und Chile

El viaje a una escuela con Corazon en el medio de la nada
Eine Reise zu einer Schule mit Herz in der Mitte des Nichts

Am 18.10. haben wir uns nach erholsamen Tagen in San Felipe auf den Weg nach Mendoza gemacht. Unser Versicherungskontakt mit Klaus Schubert in El Bolson
( Patagonien ) war sehr zuverlässig . Wie vereinbart wurden uns die Dokumente per e-mail gescannt übermittelt, so dass unsere Papiere für Argentinien komplett sind.
Auf der Fahrt über den Paso de Cumbre geht es zunächst leicht bergan, dann aber steil in Serpentinen hinauf auf die Passhöhe ( ohne Tunnel 3854 m ) . Die Formalitäten an der Grenzkontrolle waren total unkompliziert, den großen Auftritt hatte aber unser Paulchen . Das Zollgebäude mußte durchfahren werden , die Durchfahrtshöhe betrug jedoch nur 3,05 m. Wir haben uns langsam durchgeschlängelt nachdem wir die Luft aus den Luftfedern abgelassen hatten. Mit 3,02 m ging es gerade noch zum Staunen des vorhandenen Zollpublikums.
Auf argentinischer Seite haben wir dann den höchsten Berg Südamerikas, den Aconcagua mit 6962 m Höhe, passiert. Vorbei an einer Naturbrücke mit wundervollen Farben wegen des dort fließenden mineralhaltigen Wassers namens Puente de Inca geht es stetig bergab bis wir Mendoza , die Hauptstadt einer prosperierenden Weinprovinz Argentiniens, erreichen.
Am 19.10. fahren wir erstmals in die Stadt und lernen auf diesem Weg Rafael kennen, der auch auf unserem Campingplatz ist und aus Brasilien stammt. Ihm haben sie am Vortag Teile seiner Ausrüstung ( er ist mit den Fahrrad unterwegs ) vom Campingplatz geklaut. In der Stadt werden wir von einem Belgier namens Kevin angesprochen, der uns überzeugend erzählt, er wäre am Busterminal überfallen worden und hätte nichts mehr. Er will nach Buenos Aires zur Botschaft. Wir geben ihm 100 Pesos für die Busfahrkarte dorthin. Erst später bekommt die Geschichte einen anderen Dreh. Am 31 .10. treffen wir zwei Motoradfahrer in Chos Malal , und diese erzählen uns, auch sie seien in Mendoza von einem Belgier auf dieselbe Art und Weise angesprochen worden. Bleibt festzuhalten : Eine Entäuschung mehr, aber der Verlust ist verschmerzbar ( ca. 25 Euro ).
Wir haben vor ,uns nach San Rafael zu bewegen, in der Nähe des Canons Atuel. Erst ist es nicht einfach in Mendoza die Ruta 40 zu finden, dann verpassen wir den Abzweig nach Tupungata und fahren auf der Ruta 15. Genau diese Schlenker sind unser Glück: ein BMW mit zwei Belgiern Catherine und Richard stoppen uns und laden uns auf ihr Land zum übernachten ein. Die Beiden sind mit ihrem Truck , einem riesigen Unimog seit 1993 in der Welt unterwegs, haben sich in die Gegend im Valle de Uca verliebt, dort Land gekauft und planen dort seßhaft zu werden. Ein wahrhaft großes Projekt, da Richard bereit 70 Jahre alt ist und das große Stück Land sehr viel Arbeit erfordert. Die Beiden sind super nett und abends sitzen wir gemeinsam am Lagerfeuer und erzählen, als ob wir uns schon seit langem kennen.
Am 23.10. haben wir dann den Canon des Flusses Atuel durchfahren und durchwandert. Die Kraft des Wassers wird hier in drei Staustufen zur Energiegewinnung genutzt, der Fluss hat aber eine atemberaubende Landschaft geformt. Wir finden einen Superplatz direkt am Fluß, der hier zum Rafting genutzt wird. Weiter geht es über die Ruta 143 und 151 nach Neuquen ( Patagonien ). Wir übernachten wieder irgendwo in einem Seitenweg, da das Wetter sich bedrohlich änderte. So langsam müssen wir unser Chemieklo mal leeren, da wir seit Catherine und Richard immer frei übernachtet haben. Auf dem Weg nach Zapala durch die Pampa durchfahren wir ein riesiges Ölfördergebiet und werden mal wieder kontrolliert. Diesmal dürfen wir keine Fleisch - und Wurstwaren im Auto haben, selbst keine die wir in Argentinien gekauft haben. Ist schon komisch. Da wir es nicht einsehen, drehen wir um, und fahren zu einem geschlossenen Termalbad,um ein Mittagessen zu uns zu nehmen. Bei diesem Vorhaben wird Paulchen bei einer Bachdurchfahrt, die tiefer ist als vermutet, so richtig gebadet. Über Chos Malal sind wir über 40 km Staubstrasse in den Provincialpark des Vulkans Tromen gefahren. Hier standen wir traumhaft an der Lagune des Vulkans , der direkt gegenüber war. An der Lagune leben ca. 200 verschiedene Vogelarten u.a. Flamingos und Schwarzhalsschwäne. Nachts wird es hier auf 2156 m ziemlich kalt. Als wir die Dieselheizung starten, qualmt sie statt zu heizen und wir vermuten, dass die Bachdurchfahrt die Ursache ist.
Am 1.11 nähern wir uns dem Paso Pino Hachado um wieder nach Chile zu kommen und dort die in der Überschrift genannte Schule in Ranquil zu besuchen, die vom Verein für Chile Düsseldorf e.V. seit meheren Jahren unterstützt wird.
Zunächst werden wir aber beim chilenischen Zoll gefilzt. Man darf keine Früchte , Fleisch , Pflanzen und etliches mehr einführen. Nach langer vergeblicher Suche fielen dem Zollinspekteur unsere Pfefferkörner im Glas mit Korken auf. Die sollten in den Müll. Beim Wenden des Glases löste sich der Korken und die Pfefferkörner perlten durch den ganzen Bus, was dem Inspekteur sehr peinlich war. Die Kontrolle war damit beendet, die noch im Glas befindlichen Körner wanderten in den Müll, die im Paulchen verperlten blieben dort. Alles in allem nicht sehr überzeugend.
Lonquimay in Chile haben wir fast nicht mehr wiedererkannt seit unserem letzten Besuch 1994. Das Städtchen ist zwar immer noch provinziell, aber das Erscheinungsbild ist komplett anders. In der Gegend um Lonquimay gibt es mehere Termalquellen, den gleichnamigen Vulkan und den längsten Tunnel Südamerikas Los Raices. 1994 war dieser Tunnel noch mit Schwellen versehen, da mal ursprünglich geplant war eine Eisenbahn nach Argentinien zu bauen. Das Projekt wurde nicht fertig, die Busse nach Lonquimay hoppelten jedoch täglich gemeinsam mit vielen Holzlastern durch den Tunnel ohne Beleuchtung. Heute gibt es Licht im Tunnel und er ist asphaltiert.
Nach einer Übernachtung auf dem Landcampingplatz Los Raices mit fließendem Wasser am Bus haben uns die Initiatoren der Schule in Ranquil, Victor und Erica, per Zufall in Lonquimay endeckt. Gemeinsam sind wir dann in das Schulprojekt in den Anden gefahren, das wir nach 42 km Staubstrasse erreicht haben.
Die Schule liegt gewissermaßen am Ende der Welt. Erst seit drei Monaten gibt es für die Familien in der Gegend und auch für die Schule Strom. Telefon gibt es keins. Telefonate gehen bei der Gendameria in Troyo ( 12 km weit weg ) ein, diese benachrichtigt die Schule per Funk und dann kann in Troyo telefoniert werden. Internetzugang ist zu teuer. 51 Kinder sind von Montag bis Freitag in der Schule untergebracht. In drei kombinierten Klassen werden Kinder von 6-14 Jahren unterrichtet.Die Möbilierung der Klassen und der Schlafräume ist sehr simpel, wird jedoch vorsichtig behandelt. Der Wert dieser Sachen wird hier noch richtig geschätzt, da hier kein Überfluss herrscht. Unterstützung bekommt die Schule auch aus Spanien. Bei unseren Besuch arbeiteten zwei Voluntäre aus Salamanca in der Schule. In den hier fast immer harten Wintern, mit teilweise viel Schnee ist es fast unmöglich die Schule zu betreiben. Es gibt keine Zentralheizung sondern nur Holzöfen in den Räumen und die Strasse zur Schule muß in Eigenarbeit geräumt werden. Auch ist dann die Wasserversorgung sehr problematisch. Es ist sehr beeindruckend wie die Leute hier alles meistern und trotzdem zufrieden sind. Mit Victor haben wir einen Ausflug gemacht, bis die Strasse zuende war. Hier war dann endgültig Schluss. Bei diesem Ausflug waren viele auf der Strasse unterwegs und wir haben erfahren, dass sie zu Fuß oder zu Pferd zu einer Kapelle unterwegs waren, wo das Kindergeld ausgezahlt werden sollte ( 4500 Peso = 5 Euro monatlich !!!). Auch findet dort gleichzeitig ein kleiner Markt statt und eine gut organisierte “Empanadafabrikation” nimmt ihre Arbeit auf. Alle helfen mit.
Nach dem Besuch der Schule planen wir in den Nationalpark Conguillo mit dem aktivsten Vulkan namens Llaima zu fahren. Der letzte Ausbruch war 2007. Auf dem Weg dorthin liegt das von Hans betriebene Restaurant und Hostel Andenrose. Wir sind extra einen Umweg gefahren, da die Brücke vor dem Hostel für Paulchen nicht befahrbar war, um Bohnenkaffee, Graubrot, gutes bayrisches Essen und schönen Wein zu genießen. Der Umweg hat sich gelohnt. Neben den kulinarischen Genüssen ist auch Hans sehr liebenswert und hilft mit Tipps und Hinweisen.
Der Besuch des Nationalparks war supertoll. Viele Wanderungen sind möglich und wir haben 5 Tage dort verbracht. Alles weitere erzählen die Bilder.
Wir fahren weiter über die Ruta Interlagos in das Siebenseengebiet Chiles und erreichen Pucon am Bilderbuchvulkan Villarica. Hier ist endgültig Frühling . Der Ginster und der Flieder blüht. Unser Abstecher in den Nationalpark Huerquehue ist einer der besonderen Art. Die dorthin führende Staubstrasse ist superschlecht und entwickelt sich zu einem noch schlechterem Zustand.Wir erreichen den Park ,werden dort noch mit fragwürdigen Informationen versorgt und finden uns nach einer dramatischen Flussdurchfahrt auf dem Camping Olga mitten im Wald wieder. Da die Besitzerin sich chilenisch verspätet hatte habe ich todesmutig versucht den Platz zu erkunden. Nachdem ich jedoch vier Hundehütten entdeckt hatte , habe ich den georneten Rückzug angetreten. Der Park selbst bietet viel Natur, Lagunen und Wandermöglichkeiten.
Nachdem wir die Steine im Fluss sortiert hatten, sind wir dann wohlbehalten wieder in Pucon gelandet. Von hier soll es weitergehen in das Seengebiet und per Schiff und Staubstrasse über den Paso HuaHum wieder nach Argentinien zu den dortigen Nationalparks Lanin, Lago Huahuapi und der Stadt San Martin de los Andes, wo wir uns ein riesiges argentinisches Steak reinpfeifen werden !!!

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